Es war Jugendzeit im umgekehrten Sinne, auf den Kopf gestellt: der Jüngling, er selbst jungfräulich und – wer weiß – vielleicht um so mehr, gleichzeitig angezogen und entsetzt vor dem, was ihn anzieht, denkt sich mit Hilfe von unbeholfenen und furchtsamen Kniffen die zufälligen Begegnungen aus, bei denen er immer noch nicht und nie ganz berühren wird, nicht einmal hoffen wird, zu berühren, nicht wirklich berühren will, ja, zu entsetzt, um zu berühren; sondern nur, um die gleiche Luft zu atmen, umspült von der gleichen Atmosphäre, die der Herrin sich regende Glieder umspült hat; dem der Handschuh oder das Taschentuch, von dem sie nicht einmal weiß, daß sie sie verloren, die Blume, von der sie nicht einmal weiß, daß sie sie zertreten hat, dem sogar das Neunt- oder Zehntkläßler-Algebra- oder Grammatik- oder Geographiebuch, das ihren Namen in ihrer eigenen zaubrischen Handschrift auf dem Vorsatzblatt trägt, schrecklicher ist und ergreifender als jemals später der Schimmer ihrer nackten Schulter oder die Flut ihres offenen Haares auf dem benachbarten Kopfkissen.
William Faulkner, “Die Stadt”, 1958
xxxxx[Aus dem Amerikanischen von Elisabeth Schnack]
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In dieser Woche jährt sich der Geburtstag von William Faulkner zum 125sten Mal.