Douglas Adams, „Per Anhalter durch die Galaxis“, 193 Seiten     4
Science-Fiction-Roman, “The Hitch Hiker’s Guide to the Galaxy”, 1979

  • Sehr kurzweilige und lustig-schräge Science Fiction, die eine wirklich kultige Geschichte erzählt. Ich wäre mit meiner Bewertung auch auf 4,5 Punkte gegangen, wenn da nicht diese an vielen Stellen ziemlich hingeschmiert wirkende deutsche Übersetzung wäre, die mich bei jeder Lektüre aufs neue nervt. Der flapsige Ton mag ja dem Original des Buches entsprechen, doch glaube ich einfach nicht, daß die englische Version auf ebensolch ungeschliffenem Sprachniveau daherkommt wie die deutsche. Übersetzen ist halt auch eine Kunst.

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Aravind Adiga, „Der Weiße Tiger“, 319 Seiten     5
Roman, “The White Tiger”, 2008

  • Eine Geschichte über Familie, Herren, Diener, Unternehmer, Philosophen und Mörder im modernen Indien.
  • “Wollen wir mal sehen, was du in fünf Jahren gelernt hast. Kannst du die Achterreihe?”
    “Ja, Onkel.”
    “Dann mal los.”
    “Acht mal eins ist acht.”
    “Das ist leicht – was kommt dann?”
    “Acht mal zwei ist sechzehn.”
    “Moment.” Ich zählte es an den Fingern ab, um zu kontrollieren, ob er richtig lag. “In Ordnung. Weiter.”

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Andre Agassi, „Open“, 590 Seiten    4,5
Autobiographie, “Open. An Autobiography”, 2009

  • Die erste ungewöhnliche Aussage dieses Buches ist, daß Agassi Tennis spielen überhaupt nicht geliebt, sondern eher gehaßt hat. Denn seit frühester Jugend ist er von seinem Vater dazu gezwungen worden, so daß es kein Wunder war, daß Agassi später ein wenig rebellisch wurde und am Anfang seiner 20jährigen und mit 8 Grand-Slam-Titeln veredelten Karriere vor allem als Tennis-Punk ins Auge fiel. // Ein sehr informatives und (für mein Empfinden) ehrliches Buch, das zudem noch sehr gut geschrieben ist, was in erster Linie dem „Co-Autor“ J.R. Moehringer zu verdanken ist, dessen Werke an anderer Stelle besprochen werden.

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Über Muhammad Ali:

David Remnick, „King of the World“, 481 Seiten     4,5
Sachbuch, “King of the World”, 1999

  • Über den Aufstieg des Boxers Cassius Clay und das Werden des religiösen und politischen Menschen Muhammad Ali. // Für diejenigen, die sich nur für die sportliche Karriere des Muhammad Ali interessieren, ist dieses Buch nicht besonders geeignet, da es im Wesentlichen die Jahre 1962-65 behandelt (Alis letzter Boxkampf fand 1981 statt), wobei auch seinen Gegnern und Vorgängern als Schwergewichtsweltmeister, Floyd Patterson und Sonny Liston, viele Seiten gewidmet werden, um die Unterschiede zwischen diesen dreien und das Neue an Muhammad Ali hervorzuheben.


Harald Krämer
und Fritz K. Heering, „Muhammad Ali“, 160 Seiten     3
Biographie, 2001

  • Dieses Buch über den Boxer Muhammad Ali (ehemals Cassius Clay) bietet eine Menge Daten und Fakten, ist aber recht langweilig zu lesen, weil es halt in erster Linie eine Sammlung von Daten und Fakten ist.

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Jorge Amado, „Gabriela wie Zimt und Nelken“, 374 Seiten    5
Roman, “Gabriela, cravo e canela”, 1958

  • Ilheus, Brasilien, Mitte der 1920er Jahre: Außer der Liebesgeschichte zwischen dem Barbesitzer Nacib und der Köchin Gabriela wird hier das bunte Treiben dieser mitten im Kakaoboom befindlichen und im Fortschrittssog expandierenden Hafenstadt geschildert – so daß der Buchtitel in meinen Augen eigentlich nicht ganz richtig klingt, da Nacib und Gabriela sich nach 100 Buchseiten beispielsweise noch gar nicht getroffen haben. Aber egal, denn Ilheus strotzt nur so vor Leben (und Liebe).


Jorge Amado
, „Die Abenteuer des Kapitäns Vasco Moscoso“, 257 Seiten 
   4,5
Roman, “A completa verdade sôbre as discutidas aventuras do comandante Vasco Moscoso de Aragao”, 1961

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Ingvar Ambjörnsen, „Ausblick auf das Paradies“, 208 Seiten     4,5
Roman, “Utsikt Til Paradiset”, 1993

  • Der erste der vier Elling-Romane, von denen auch schon zwei (oder drei?) verfilmt worden sind. Elling ist Anfang 30, Frührentner, geistig ein wenig verquer, doch in seiner krummen Logik recht bestechend. Seine Mutter, mit der er sein Leben lang zusammengewohnt hat, ist vor kurzem gestorben, und jetzt muß er sich irgendwie zurechtfinden im „wahren“ Leben der Eigenverantwortung. Wenn man böse sein wollte, könnte man Elling als zurückgeblieben bezeichnen, doch wird (da der Autor eben nicht böse ist) sein weltfremder Charakter so warmherzig und menschenwürdig dargestellt, daß man ihn nicht nur verstehen sondern auch recht leicht mögen kann.


Ingvar Ambjörnsen
, „Ententanz“, 253 Seiten     4
Roman, “Fugledans”, 1995

  • Der zweite Elling-Roman. Elling ist mit dem Leben alleine doch nicht so gut zurecht gekommen und in eine Heilanstalt gesteckt worden, in der er sich nur mühsam an Kjell, seinen Zimmergenossen, gewöhnt. Außerdem als Rückblick: Elling mit seiner Mutter im Urlaub in Spanien.


Ingvar Ambjörnsen
, „Blutsbrüder“, 255 Seiten     4,5
Roman, “Brødre i blodet”, 1996

  • Der dritte Elling-Roman. Elling und Kjell sind entlassen worden und haben eine Wohngemeinschaft gegründet.


Ingvar Ambjörnsen
, „Lieb mich morgen“, 287 Seiten     4
Roman, “Elsk meg i morgen”, 1999

  • Der vierte (und leider letzte) Elling-Roman. Hier ein kurzer Ausschnitt daraus: „Und ich stellte mir die unaufhaltsame Aktivität meines eigenen Gehirns vor. Unter meiner krummen Stirn, in diesem äußerst verletzlichen Schädel, lag der Ballsaal eines irren Königs, bevölkert von… O Herrgott! Ich sah irgendwo in Tansania eine Termite über ein Blatt kriechen, während die Morgensonne über dem Hügelkamm explodierte, sah sie zögern, um dann mit vibrierenden Fühlern stehen zu bleiben, während die Sonnenstrahlen Diamenten in den Tau der Nacht pflanzten.“

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H. C. Artmann, „Der aeronautische Sindtbart oder Seltsame Luftreise von Niedercalifornien nach Crain“, 126 Seiten     4,5
Prosa

  • ca. 1958 verfaßt und (nach seiner – wenn auch nicht lückenlosen – Wiederauffindung) 1972 veröffentlicht


H. C. Artmann
, „Das suchen nach dem gestrigen tag“, 160 Seiten     4
Prosa, 1964


H. C. Artmann
, „The Best of H. C. Artmann“, 388 Seiten     4,5
Lyrik, Theater, Prosa und Theoretisches, 1970 
[Gesammeltes aus 17 Jahren]


H. C. Artmann
, „How much, schatzi?“, 171 Seiten     4
Erzählungen, 1971


H. C. Artmann
, „Frankenstein in Sussex./Fleiß und Industrie.“, 102 Seiten     4 / 4,5
Erzählung / Prosa, 1972 
[Einzelveröffentlichungen 1969 / 1967]


H. C. Artmann
, „Unter der Bedeckung eines Hutes“, 106 Seiten     4
Prosa, 1974


H. C. Artmann
, „Gedichte über die Liebe und über die Lasterhaftigkeit“, 180 Seiten     4,5
Lyrik, 1975 
[Ausgewählt von Elisabeth Borchers]


H. C. Artmann
, „Grammatik der Rosen“, ca. 1300 Seiten     4,5
Gesammelte Prosa in 3 Bänden, 1979

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Djuna Barnes, „Die Nacht in den Wäldern“, 150 Seiten     4,5
Erzählungen, “Smoke and Other Early Stories”, 1982

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Thommie Bayer, „Eine Überdosis Liebe“, 153 Seiten     4,5
Roman, 1985

  • Thommie Bayer habe ich Mitte der 1970er Jahre im Folkclub „Bob’s Stage“ kennengelernt, und er war damals genau wie ich (wir sind derselbe Jahrgang) ein junger Musiker, Songwriter und Autor, nur eben in allen Bereichen einfach besser als ich. Nach seinem in Gemeinschaftsarbeit mit Tomtom C. Breuer verfaßten 1977 erschienenen Erstlingsbuch „wir, die wir mitten im leben stehen…“ war „Überdosis Liebe“ sein erster Roman, den ich einfach nur voller Bewunderung loben muß. So wollte ich damals auch schreiben können.
  • Nach „Das Herz ist eine miese Gegend“ haben mir seine Bücher aber leider kaum noch gefallen, weil mir dessen Geschichten und schicksalhafte Wendungen im Leben seiner Protagonisten viel zu konstruiert und unglaubwürdig und eigentlich nur noch auf gut verkäuflichen Mainstream abzielend vorkamen.


Thommie Bayer
, „Einsam, Zweisam, Dreisam“, 263 Seiten     4
Roman, 1987


Thommie Bayer
, „Das Herz ist eine miese Gegend“, 262 Seiten     4,5
Roman, 1991


Thommie Bayer
, „Fallers große Liebe“, 200 Seiten     4
Roman, 2010

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Über The Beach Boys:

Charles L. Granata, „Brian Wilson und die Beach Boys. Die Entstehung von Pet Sounds“, 199 Seiten     5
Sachbuch,
“I Just Wasn’t Made for These Times – Brian Wilson and the Making of Pet Sounds”, 2003

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David Bellos

siehe Georges Perec

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Jorge Louis Borges, „Gesammelte Werke. Erzählungen 1“ (Universalgeschichte der Niedertracht / Fiktionen), 236 Seiten     4,5
Erzählungen, “Historia universal de la infamia / Ficciones”, 1935 – 1944


Jorge Louis Borges
, „Gesammelte Werke. Erzählungen 2“ (Das Aleph / David Brodies Bericht), 222 Seiten     4,5
Erzählungen, “El Aleph / El informe de Brodie”, 1949 – 1970


Jorge Louis Borges
, „Gesammelte Werke. Erzählungen 3“ (Das Sandbuch / Rose und blau), 122 Seiten     4,5
Erzählungen, “El libro de arena / Rosa y Azul”, 1975 – 1977


Jorge Louis Borges
/Osvaldo Ferrari, „Lesen ist denken mit fremdem Gehirn“, 295 Seiten     5
Dialoge, “Borges en diálogo / Libro de diálogos / Diálogos últimos”, 1985 – 1987

  • Gespräche über Bücher und Borges.

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T. C. Boyle, „Wassermusik“, 560 / 572 Seiten     5
Roman, “Water Music”, 1980

  • Zur Lektüre dieses Romans empfehle ich die 2014 erschienene Neuübersetzung von Dirk van Gunsteren, die eine ganze Ecke besser als die alte (von Werner Richter) ist.


T. C. Boyle
, „Grün ist die Hoffnung“, 367 / 383 Seiten     4,5
Roman, “Budding Prospects”, 1984


T. C. Boyle
, „World’s End“, 510 Seiten     4,5
Roman, “World’s End”, 1987


T. C. Boyle
, „Drop City“, 525 Seiten     4,5
Roman, “Drop City”, 2003

  • Nachdem mich Boyles Bücher in den 90er Jahren nicht mehr richtig gepackt haben, läuft er im neuen Jahrtausend wieder zu großer Form auf. Dieser Roman erzählt die Geschichte einer Hippie-Kommune im Jahr 1970, die in Kalifornien Probleme bekommt und deshalb nach Alaska auswandert.


T. C. Boyle
, „Dr. Sex“, 539 Seiten     5
Roman, “The Inner Circle”, 2004

  • Aus der Sicht eines fiktiven Mitarbeiters wird vom Leben des Sexualforschers Dr. Alfred C. Kinsey in einem recht prüden Amerika in der Mitte des 20. Jahrhunderts berichtet, der durch seine beiden bahnbrechenden Studien „Das sexuelle Verhalten des Mannes“ (1948) und „Das sexuelle Verhalten der Frau“ (1953) bekannt wurde. Natürlich geht es in diesem Roman um Sex, aber auch um Liebe und die wichtigen Unterschiede zwischen beidem, und mir ist erst bei der Lektüre richtig bewußt geworden, wie anders der Umgang mit Sexualität für meine und die Generation vor mir – also die meiner Eltern – gewesen sein muß. Jede Freiheit muß erkämpft werden, und Alfred Kinsey ist ein Kämpfer gewesen, kein Lüstling.


T. C. Boyle
, „Die Terranauten“, 604 Seiten     4,5

Roman, “The Terranauts”, 2016

  • Boyles fiktive Version des in den 1990er Jahren in Arizona real stattgefundenen “Biosphäre 2”-Experiments, in dem mehrere Personen in einem geschlossenen Ökosystem zwei Jahre lang ohne Zugang von und nach außen zu überleben versuchten.

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Ray Bradbury, „Der illustrierte Mann“, 316 Seiten     4,5
Science-Fiction-Erzählungen, “The Illustrated Man”, 1951

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Richard Brautigan

  • Dieser amerikanische Dichter (1935-1984) – einer der Hauptvertreter des Westküsten-Underground in den 60er und 70er Jahren – hat etwas Träumerisches in seiner Prosa, das eine bestimmte Saite in mir zum Klingen bringt, die mir die Lektüre seiner Bücher wie ein Beisammensein mit guten Freunden vorkommen läßt. Und ähnlich federleicht-mysteriös-geheimnisvoll wie der Tenor einiger seiner Storys und Romane klingt fast auch die Geschichte, wie ich diesen Autor überhaupt kennengelernt habe:
  • Im Mai 1975 spielten „Tom (Cunningham) und Mohamad“, die ich aus Berlin kannte, auf ihrer damaligen Tournee auch im Eschhaus in Duisburg, und sie hatten ein paar Tage zuvor einen amerikanischen Tramper namens Peter mitgenommen, der sich dann ein wenig als Roadie betätigt hatte, nun aber nicht mehr in dieselbe Richtung wie sie weiterwollte und erstmal bei mir einen Schlafplatz für die Nacht fand. Er war ein netter Kerl und blieb drei Tage, und ich habe danach sogar einen Song über ihn geschrieben: „I met some funky guy from North Aurora“. Und während der Zeit des Aufenthalts bei mir hat er auch öfter mal an meiner Schreibmaschine gesessen und irgendwas vor sich hingetippt, und ein Satz dieser hinterlassenen Blätter lautete: „Trout Fishing in America is a very funny book by Richard Brautigan“. Und als ich das Buch dann irgendwann mal in einem Buchladen sah, kaufte ich es sogleich. Es war allerdings nur in einer Doppelausgabe mit „In Wassermelonen Zucker” zusammen erhältlich, und das war sehr gut so, weil ich mich in letztgenannten Roman sofort verliebt habe, während ich mit „Forellenfischen in Amerika“ weit weniger anfangen konnte. Dennoch war der Gesamteindruck so gut, daß ich unbedingt mehr von Brautigan lesen wollte, was dank Günter Ohnemus schließlich auch möglich wurde, der die anderen Brautigan-Bücher übersetzte, welche zwischen 1978 und ’89 zuerst im Ohnemus- und dann im Eichborn-Verlag herauskamen. Und diese sprachlichen Transformationen sind so gelungen, daß ich Günter Ohnemus in den 80er Jahren mal einen Fanbrief geschrieben und mich für seine kongenialen Übersetzungen bedankt habe.


Richard Brautigan
, „In Wassermelonen Zucker“, 125 Seiten     4
Roman, “In Watermelon Sugar”, 1968


Richard Brautigan
, „Die Abtreibung: Eine historische Romanze 1966“, 192 Seiten     4,5
Roman, “The Abortion: An Historical Romance 1966”, 1971

  • Mein Lieblingsbuch von Brautigan, das gewohnt zärtlich und feinfühlig ist, obwohl Abtreibung und Romanze nicht ganz zusammenzupassen scheinen.


Richard Brautigan
, „Das Hawkline Monster“, 202 Seiten     4
Roman, “The Hawkline Monster”, 1974


Richard Brautigan
, „Träume von Babylon“, 237 Seiten     4
Roman, “Dreaming of Babylon: A Private Eye Novel 1942”, 1977

 

Über Richard Brautigan:

Ianthe Brautigan, „Den Tod holen“, 191 Seiten     3,5
Autobiographische Prosa, “You Can’t Catch Death”, 2000

  • Ianthe Brautigan (die Tochter von Richard Brautigan, der sich im Alter von 49 Jahren das Leben nahm) über ihr Buch: „Dieses Werk ist sehr persönlich. Es ist keine Biographie meines Vaters. Er muß nicht erklärt werden. Alles, was für ihn wichtig war, kann man zwischen den Seiten seiner Bücher finden. Und es ist auch keine Biographie von mir, genausowenig wie ein öffentliches Aufrechnen unserer Beziehung oder eine Nähkästchenplauderei über eine Berühmtheit. Statt dessen sind es die Erinnerungen einer jungen Frau an ihren eigenen Schmerz und daran, was in ihr selbst vorging, während sie sich mit den Rätseln um das Leben und den Tod ihres Vaters beschäftigte.“

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Bernd Breitbach, „Ein Garten auf dem Mond“, 224  Seiten     4,5
Roman, 2013

  • Eines der wenigen Bücher von mir persönlich bekannten Duisburger Autoren [inzwischen in Essen wohnhaft], die ich wirklich schätze. Es geht darin sehr dialogvoll (was dem Roman viel Schwung verleiht) um das alte Thema “Kann Mann Frauen eigentlich verstehen?”, das der Ich-Erzähler über den Zeitraum von vier Jahrzehnten hinweg in den Griff zu bekommen versucht.

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Charles Bukowski, „Der Mann mit der Ledertasche“, 236 Seiten     4,5
Roman, “Post Office”, 1971

  • Jeder, der schon einmal Briefe, Reklameblättchen oder Zeitungen ausgetragen hat, dürfte eigene Erfahrungen in diesem Buch wiederfinden, doch auch allen anderen wird der hier geschilderte völlig normale Wahnsinn absolut verständlich sein. Bukowski schreibt auf eine Art, daß man die Zeit vergißt, weil man seine Texte einfach so wegfressen kann. Und das ist guter Stil, wenn alles so leicht daherzukommen scheint, als wenn es beim Schreiben überhaupt keine Mühe gemacht hätte (was natürlich auch ein Lob an den Übersetzer Carl Weissner bedeutet).


Charles Bukowski
, „Faktotum“, 170 Seiten     4
Roman, “Factotum”, 1975

  • Bukowski als junger Mann, wie er einen Job nach dem anderen annimmt (wenn’s denn sein muß) und ihn wieder verliert (weil’s halt so sein soll) oder selbst die Sachen gleich hinschmeißt, weil er eigentlich doch nur davon träumt, Schriftsteller zu werden.


Charles Bukowski
, „Schreie vom Balkon“, 560 Seiten     5
Briefe
(in Amerika gab es verschiedene Ausgaben): 1993, ’95 und ’99

  • Manchmal habe ich das Verlangen, einfach mal wieder einen echten Bukowski zu lesen, wobei es mir fast egal ist, ob ich dann Gedichte, Romane, Storys oder anderes auswähle, und bei diesem Briefband hatte ich außer dem speziellen Bukowski-Feeling auch noch den Eindruck, auch gleich die bestmögliche Bukowski-Biographie mitgeliefert bekommen zu haben.

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Deborah Cadbury, „Dinosaurierjäger“, 437 Seiten     4,5
Sachbuch, “The Dinosaur Hunters”, 2000

  • Geschildert wird, wie die ersten Dinosaurierknochen ab den 1810er Jahren in England gefunden wurden und welche Meinungsverschiedenheiten die Interpretation dieser Funde in den kommenden Jahrzehnten auslöste. Vom biblischen Standpunkt her durfte es diese Tiere nämlich gar nicht geben, weil sie in der Bibel nicht erwähnt werden, und das, obwohl Noah doch allen Tieren auf seiner Arche Zuflucht gewährt haben soll. Des weiteren gab es ein Problem mit der These, daß diese Dinosaurier viele Tausend oder Hunderttausend Jahre vor den Menschen gelebt haben sollen, da Gott doch sowohl die (Land-)Tiere wie auch den Menschen am selben Schöpfungstag erschaffen hat. Eine äußerst spannend erzählte Geschichte um wissenschaftlichen Fortschritt und Ausübung und Mißbrauch von Macht. // Eine Art Fortsetzung stellt das Buch „Die Archaeopteryx-Saga“ von Paul Chambers [Kritik siehe dort] dar.

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Truman Capote, „Andere Stimmen, andere Räume“, 253 Seiten     5
Roman, “Other voices, other rooms”, 1948

  • Truman Capote war im Alter von 23 Jahren bereits ein Stilist allererster Güte, dessen Bücher in der neuen Übersetzung des Kain & Abel-Verlages sogar noch empfehlenswerter geworden sind. // Übersetzungsbeispiel, alt: „In der Turmhöhe der Chinabeerbäume brauste der Wind wie ein reißender Fluß dahin, die rasenden Blätter, von seiner Strömung gepackt, schäumten wie Brandung gegen die Küste des Himmels“. / Neu: „Hoch oben in den Zedrachbäumen strömte der Wind wie ein reißender Fluss, und die rasenden Blätter, die sich darin verfingen, schäumten wie Gischt am Ufer des Himmels“. // Handlung: Alabama zu Ende der 1930er Jahre. Ein dreizehnjähriger Junge zieht nach dem Tod seiner Mutter zu Verwandten aufs Land.


Truman Capote
, „Die Grasharfe“, 187 Seiten     4,5
Roman, “The Grass Harp”, 1951

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Alex Capus, „Susanna“, 286 Seiten     5
Roman, 2022

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Orson Scott Card, „Das große Spieloder Enders Spiel“, 351 Seiten     5
Sciene-Fiction-Roman, “Ender’s Game”, 1985

  • Einer meiner absoluten Lieblings-Science-Fiction-Romane.


Orson Scott Card
, „Enders Schatten“, 590 Seiten     4,5
Sciene-Fiction-Roman, “Ender’s Shadow”, 1999

  • Dieses Buch ist nicht (wie auf dem Cover angegeben) die Fortsetzung von „Das große Spiel/Enders Spiel“, sondern dieselbe Geschichte, nur von einer anderen Warte aus erzählt. Im „Spiel“ ist Ender die Haupt- und Bean die Nebenfigur, während es in diesem Roman umgekehrt ist. Ich empfehle allerdings, das andere (früher geschriebene) Buch zuerst zu lesen, weil dort mehr Hintergrundinformationen zum Hauptthema geliefert werden.

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Paul Chambers, „Die Archaeopteryx-Saga“, 303 Seiten     4
Sachbuch, “Bones of Contention”, 2002

  • Dieses Buch beginnt dort, wo Deborah Cadburys Buch über Dinosaurier [Kritik siehe dort] endet, nämlich in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts, als mit der Entdeckung des ersten Archaeopteryx-Fossils im Jahr 1861 eine Debatte einsetzte, die bis zur heutige Zeit anhält. Die entscheidende Frage lautet: Ist der Archaeopteryx ein Reptil oder ein Vogel, oder gar ein Zwischending? Letzteres dürfte laut Bibel aber gar nicht möglich sein, da Gott die Vögel und die Landtiere nicht am selben Tag erschaffen hat. Und der Gedanke an Evolution ist auch nicht besonders gotteinvernehmlich, da Gott doch wohl nichts dem Zufall überlassen würde, oder?

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Raymond Chandler, „Der große Schlaf“, 201 Seiten     4
Kriminal-Roman, “The Big Sleep”, 1939

  • Der erste Fall von Privat-Detektiv Philip Marlowe. Die Geschichte ist zwar ein wenig wirr (weil sie auf zwei Kurzgeschichten basiert, die nichts miteinander zu tun haben), aber nichtsdestotrotz ein Klassiker. // Dies ist die Vorlage für den berühmten, gleichnamigen Film mit Humphrey Bogart in der Hauptrolle.


Raymond Chandler
, „Der lange Abschied“, 382 Seiten     4
Kriminal-Roman,  “The Long Good-Bye”, 1954

  • Ein eher untypischer Chandler, weil darin weniger Action als in seinen anderen Büchern vorkommt, und weil Detektiv Marlowe eigentlich keinem Auftrag nachgeht, sondern vor allem aus eigenem Antrieb handelt.

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Bruce Chatwin, „Auf dem schwarzen Berg“, 285 Seiten     4,5
Roman, “On the Black Hill”, 1982

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Ted Chiang

  • 2011 und 2014 ist das damals aus nur 13 Kurzgeschichten bestehende Gesamtwerk des 1967 geborenen amerikanischen Autors Ted Chiang erstmals auf Deutsch in 2 Bänden erschienen [“Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes” und “Das wahre Wesen der Dinge”]. Nun (2020) hat derselbe Verlag Chiangs Storys, um vier neue Geschichten erweitert, erneut in 2 Bänden, diesmal jedoch in chronologischer Reihenfolge, herausgegeben, wobei ihm lediglich der Fehler unterlaufen ist, in Band 1 die späteren und in Band 2 die früheren Geschichten unterzubringen.
  • Obwohl das immer noch sehr schmale Werk von Chiang mit mehr als zwei Dutzend Science-Fiction- bzw. Fantasy-Preisen ausgezeichnet worden ist, ist Chiang kein typischer Sciene-Fiction- oder Fantasy-Autor und steht in meiner Bibliothek deshalb auch nicht im Science-Fiction-Regal. Er benutzt nur ziemlich phantastische Gedankengrundlagen für seine stilistisch wie thematisch recht anspruchsvollen Geschichten. Weil mich einige der Storys ob ihrer Thematik oder Ausführung aber deutlich weniger interessieren, habe ich bei den Buchbewertungen diesmal einen Von-bis-Bereich angegeben.
  • Für ein großes Plus dieser Neuveröffentlichungen halte ich übrigens die ganz am Ende plazierten Anmerkungen des Autors zu den einzelnen Storys, die ich – diese zuerst lesend – sehr erhellend und die meisten Geschichten dadurch deutlich besser verstehbar fand.
  • 2020 ist Ted Chiang in die “Science Fiction Hall of Fame” aufgenommen worden.


Ted Chiang
, „Die Große Stille“, 390 Seiten     5
bis 4
(Science-Fiction?-) Erzählungen (Bd. 1),
“Exhalation”, 2019

  • Hundertprozentig nach meinem Geschmack ist die Eröffnungsstory “Der Kaufmann am Portal des Alchimisten”, welche meine absolute Lieblingszeitreisegeschichte darstellt, die interessanterweise in der Welt von 1001 Nacht spielt und auch die häufig thematisierte Problematik von Zeitreise-Paradoxa [ist in einem Zeitreisen möglich sein lassenden Universum alles schon feststehend oder besitzt man noch die Möglichkeit, in der Vergangenheit etwas an der (in der Gegenwart bereits hinter einem liegende) “Zukunft” verändern zu können?] aufnimmt und vollkommen überzeugend – trotz bewußter Versuche, die “Zukunft” zu manipulieren – löst.
  • “Die Wahrheit der Fakten, die Wahrheit des Empfindens”. [Eine Art vergleichender Gegenüberstellung von “Lesen lernen” (in der Vergangenheit: Missionare in Afrika etwa) und “Lesen verlernen” (in der Zukunft: eigentlich keine schriftlichen Aufzeichnungen mehr benötigend, weil jeder auf der Welt auf alle Lifelog-Video-Daten zurückgreifen könnte, die – als Steigerung von YouTube und Co. – das ganze Leben eines jeden Menschen mit einer ständig laufenden Kamera dokumentieren würden).]
  • “Omphalos”. [Was würden sich für Probleme daraus ergeben können, wenn die Welt (wie früher mal von Bibelforschern errechnet) tatsächlich erst vor wenigen tausend Jahren von einem Gott erschaffen worden wäre?]
  • “Angst ist der Taumel der Freiheit”. [Was wären mögliche Auswirkungen auf einen selbst, wenn man durch “Prismen” in Parallel-Universen sehen könnte, wo die eigenen Schicksale sich (von minimal bis radikal) anders entwickelt zeigten – hier zum besseren, dort zum schlechteren?]
  • Und 5 weitere Geschichten…


Ted Chiang
, „Geteilt durch null“, 360 Seiten     5
bis 4
(Science-Fiction?-) Erzählungen (Bd. 2),
“Story of your life and others”, 2016

  • “Der Turmbau zu Babel”. [Was geschieht, wenn der Bau vollendet wird und man oben ans Himmelgewölbe stößt?]
  • “Verstehen”. [Was geschieht, wenn man durch ein neues Medikament Teile des ungenutzten menschlichen Gehirns aktiviert und dadurch superintelligent wird?]
  • “Geschichte deines Lebens”. (2016 adäquat von Denis Villeneuve – der im Jahr darauf “Blade Runner 2049” herausbrachte – unter dem Titel “Arrival” verfilmt.) [Würde man Außerirdische (und ihre Absichten) überhaupt richtig verstehen können?]
  • “Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes”. [Wie gingen wir damit um, wenn Engel hin und wieder auf die Erde “hinabstiegen” und als Nebeneffekt mal heilsame, mal leidvolle Wunder bewirken würden?]
  • “Die Wahrheit vor Augen”. [Ist menschliche Schönheit ein Vorteil? Oder doch eine Last? Was würden die Auswirkungen sein, wenn ein anschaltbares “Tool” entwickelt würde, das es Menschen ermöglichte, nicht mehr zwischen äußerlicher Schönheit oder Häßlichkeit unterscheiden zu können?]
  • Und 3 weitere Geschichten…

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Ernest Cline, „Ready Player One“, 538 Seiten     5
Science-Fiction-Roman, “Ready Player One”, 2011

  • Handlungsjahr: 2044
  • Handlungsort: USA, Erde
    & auf diversen Planeten eines Videospiel

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Virginie Despentes, „Bye Bye Blondie“, 285 Seiten     4,5 
Roman,  2004

  • Ein Roman von enormer Kraft, wild und rücksichtslos. Was nicht nur auf den Schreibstil, sondern auch auf das Gefühlsleben der Protagonistin zutrifft.
  • Wie ist es, mit 15 (in den 1980er Jahren) gegen Eltern, Gott und Welt zu rebellieren und für ein paar Monate ins Irrenhaus gesteckt zu werden? Um anschließend erst recht abzuhauen und als Punk auf der Straße zu leben? Und wie geht es einem dann 20 Jahre später so, wenn die große Wut immer noch nicht verraucht ist?


Virginie Despentes
, Das Leben des Vernon Subutex“, 399 Seiten     5
Roman, “Vernon Subutex”, 2015

  • Teil 1 der Trilogie. Vernon Subutex ist zwar eigentlich die Hauptfigur, aber irgendwie auch nicht. Es werden viele verschiedene Personen (und vor allem ihre Gedanken) vorgestellt, so daß dieser Roman auch gut als Buch über “Das Leben in Paris in den 2010er Jahren” bezeichnet werden könnte.
  • Ein mitreißender Schreibstil. Hat mich total vom Hocker gehauen.

Virginie Despentes, „Das Leben des Vernon Subutex 2“, 395 Seiten     4
Roman, “Vernon Subutex 2”, 2015

  • Immer noch gut, aber irgendwie hat’s mich diesmal – ich weiß nicht, weshalb – nicht so gepackt. Aber ich hoffe auf Band 3.


Virginie Despentes, „Das Leben des Vernon Subutex 3“, 410 Seiten     5
Roman, “Vernon Subutex 3”, 2017

  • Diesmal fand ich’s wieder spitzenmäßig. Absolut klasse. Und was für eine Schlußpointe! Gefolgt von was für einem futurologischen Ende!

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Pete Dexter, „Deadwood“, 447 Seiten     4,5
Roman, “Deadwood”, 1986

  • Ein realistischer Western, dessen Hauptfiguren (Wild Bill Hickok, Calamity Jane und ein halbes Dutzend andere) tatsächlich existiert und sich zur Zeit der Romanhandlung (1876) auch in dem ebenfalls existenten Städtchen Deadwood aufgehalten haben. // Die von diesem Roman inspirierte gleichnamige Fernsehserie benutzt allerdings nur die Figuren und erzählt völlig andere Geschichten, so daß sie mit dem Buch nicht zu vergleichen ist.

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Philip K. Dick, „Die drei Stigmata des Palmer Eldritch“, 295 Seiten     4,5
Science-Fiction-Roman, “The Three Stigmata of Palmer Eldritch”, 1964

  • Paul Williams im Rolling Stone 1975: Wenn Sie beim Kragen gepackt und ordentlich durchgeschüttelt werden möchten, lesen Sie „Die drei Stigmata des Palmer Eldritch“. // A.S.H. Pelikan 2009: Hab gerade meine Durchschüttelung hinter mich gebracht und fand sie ziemlich klasse.


Philip K. Dick, „Ubik“, 266 Seiten     5
Science-Fiction-Roman, “Ubik”, 1969

  • Eine Gruppe Anti-Psi-Agenten bekommt einen Auftrag … und dann läuft langsam aber sicher alles ziemlich aus dem Ruder.

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Philippe Djian, „Betty Blue – 37,2° am Morgen“, 395 Seiten     5
Roman, “37,2° Le Matin”, 1985

  • Endlich mal wieder ein Autor, dessen Stil mich völlig umgehauen und dessen Tempo mich total mitgerissen hat. Und weil im Buch auch noch das Thema Nr. 1 (boy meets girl) behandelt wird und die weibliche Protagonistin eine von der verrückt-wilden Sorte ist (die mich persönlich auch in natura immer besonders anzieht), war dies ein ganz besonderes Lesevergnügen für mich. // Ein Freund sagte mir 1987 über „Betty Blue“ (Buch und Verfilmung): “Der beste Roman, den ich im letzten Jahr gelesen, und der enttäuschendste Film, den ich im letzten Jahr gesehen habe”.


Philippe Djian
, „Verraten und verkauft“, 424 Seiten     4,5
Roman, “Modit manège”, 1986

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E. L. Doctorow, „Der Marsch“, 412 Seiten     4,5
Roman, “The March”, 2005

  • Geschildert werden die letzten Monate des amerikanischen Bürgerkriegs aus Sicht verschiedener Protagonisten wie Nord- und Südstaatlern, befreiten Sklaven, Töchtern aus gutem Hause, Generälen, Armeeärzten, einfachen Soldaten, Deserteuren und und und, so daß der Krieg in diesem Buch eine äußerst facettenreiche und alles andere als eindimensionale Gestalt bekommt.


E. L. Doctorow
, „Homer & Langley“, 220 Seiten     4,5
Roman, “Homer & Langley”, 2009

  • Eine Geschichte über zwei Brüder, die sich in ihrem New Yorker Haus am Central Park zu Einsiedlern entwickeln und meist nur durch seltene Besucher in Kontakt mit besonderen Ereignissen der verschiedenen Epochen des 20. Jahrhunderts kommen.

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Emma Donoghue, „Raum“, 410 Seiten     5
Roman, “Room”, 2010

  • Der Ich-Erzähler dieses sprachlich ungewöhnlichen Romans ist ein fünfjähriger Junge mit natürlich noch recht simpler Ausdrucksweise, der seit seiner Geburt mit seiner Mutter in einem 14 Quadratmeter großen Raum lebt und diesen für die ganze Welt hält. Bis ihm seine Mutter eines Tages erklärt, daß es noch ein riesengroßes Draußen gibt und sie beide hier gefangengehalten werden. Und dann wird ein Fluchtplan geschmiedet…

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Über The Doors:

Ray Manzarek, „Die Doors, Jim Morrison und ich“, 324 Seiten     4,5
Sachbuch, “Light My Fire – My Life With The Doors”, 1998


John Densmore
, „Riders on the Storm“, 300 Seiten     4
Sachbuch, “Riders on the Storm: My Life with Jim Morrison and the Doors”, 1990

  • Eine Doors-Biographie aus der Sicht ihres Schlagzeugers.


Jerry Hopkins
, „Keiner kommt hier lebend raus“, 363 Seiten     3
Biographie, “No one here gets out alive”, 1980

  • Eine Jim-Morrison-Biographie, in der viel schmutzige Wäsche gewaschen wird, die anschließend immer noch nicht sauber ist. Morrison wird in diesem Buch häufig als dermaßen bescheuertes Arschloch dargestellt, daß man sich nur wundern kann, wie so’n „Scheißkerl“ überhaupt in der Lage gewesen sein soll, an der Erschaffung von derart feinfühliger und bewegender Musik Anteil gehabt zu haben.
  • Dieses Buch wurde zuerst von mehr als vierzig Verlagen abgelehnt, bevor Danny Sugerman (der Autor von „Wonderland Avenue“ [Kritik siehe dort]) sich einschaltete und ein Vorwort verfaßte, während es Ray Manzarek erlaubt wurde, einen Haufen übler Passagen aus dem Manuskript zu streichen. Das Resultat ist zeitweilig allerdings immer noch recht übel und einseitig und kommt an die viel umfassenderen Eindrücke der Erinnerungen von Doors-Drummer John Densmore und Doors-Keyboarder Ray Manzarek [siehe oben] aber längst nicht heran.

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Alan Dressler, „Reise zum Großen Attraktor“, 504 Seiten     5
Sachbuch, “Voyage to the Great Attractor”, 1994

  • Was machen Astronomen eigentlich genau? Nächtelang in den Sternenhimmel starren? Und dann? – Die Antwort auf diese Frage wird uns am Beispiel einer siebenköpfigen Wissenschaftlergruppe (zu der auch der Autor gehörte) gegeben, die bei ihrer Bemühung, mehr über die Eigenschaften eines bestimmten Galaxientyps herauszufinden, auf ganz andere Fragen und Erkenntnisse stieß.
  • Wenn ich auf die berühmte Insel (von der man ja – ohne jemals Nachschub erwarten zu können – nie wieder runterkommt) neben mehreren Romanen nur ein einziges Sachbuch mitnehmen dürfte, würde ich wohl dieses wählen (trotz der Konkurrenz von hierzulande bekannteren Astrophysik-Autoren wie Stephen Hawking und Harald Lesch etwa). Neben der oben erwähnten Entdeckungsreise wird in diesem Buch auch noch (in sehr gut verständlichen Beispiel-Bildern) der neueste Wissensstand – sowie der Weg dahin von Kopernikus bis zu Hubble, Lemaître und Co. – zu Struktur und Entstehung des Universums vermittelt. Und auch Glossar und Register am Ende des Buches tragen zu einer gelungenen Lektüre bei.

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Gerald Durrell, „Meine Familie und anderes Getier“, 294 Seiten     5
Autobiographischer Roman, “My Family and other Animals”, 1956

  • “Dies ist der Bericht über unseren fünfjährigen Aufenthalt auf der griechischen Insel Korfu. Ursprünglich sollte es eine vom Heimweh diktierte Naturgeschichte der Insel werden. Aber ich beging einen groben Fehler. Schon im zweiten Absatz führte ich meine Familie in das Buch ein. Kaum auf dem Papier, ließ sie sich dort häuslich nieder und lud verschiedene Freunde ein, an den Kapiteln teilzunehmen. Nur unter den größten Schwierigkeiten und mit erheblichen Listen gelang es mir, meinen Tieren hier und da einige Seiten zu reservieren.”

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Lawrence Durrell, „Das Alexandria-Quartett“ (Justine, Balthazar, Mountolive, Clea), 900 Seiten     4
Romane, einzeln erschienen 1957 – 1960

  • Stilistisch ziemlich anspruchsvoll und deshalb nicht immer leicht zu lesen, schildern diese vier Romane bestimmte Ereignisse aus den verschiedenen Blickwinkeln der titelgebenden Protagonisten. Was mich im Lauf der Lektüre zu der Frage brachte, ob es denn wirklich nur eine einzige “Wahrheit” gäbe? // Handlungsschauplatz: Ägypten der 1950er Jahre.

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Charles A. Eastman, „Ohijesa“, 223 Seiten     5
Erinnerungen, “Memories of an Indian Boyhood”, 1902

  • Jugenderinnerungen eines in Prärie und Wäldern lebenden (1858 geborenen) Sioux-Indianers, bevor er dieser Welt mit 15 Jahren entrissen und zu einem Leben unter Weißen “umgeschult” wurde, in dem er später als Doktor der Medizin, Kulturvermittler und Schriftsteller tätig war.
  • Nach obiger Buchlektüre hatte ich mich auf Informationssuche über den Autor begeben und vollkommen unerwarteterweise festgestellt, daß seine Figur sogar die Hauptrolle (neben Sitting Bull & Co.) in der gleichnamigen Verfilmung (Regie: Yves Simoneau, 2007) des Sachbuch-Bestsellers “Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses” (von Dee Brown, 1970) innehat. Weil Eastman nämlich gerade zu der Zeit Arzt in dem Indianerreservat war, wo weiße Soldaten 1890 das Massaker an Indianern in Wounded Knee verübten, was den traurigen aber wahren Höhepunkt des Films darstellt. Und am Filmende beschließt der ob der vielen falschen Versprechungen und vielen unrühmlichen Taten der Weißen den Indianern gegenüber nun endgültig desillusionierte Eastman, in Zukunft auch Bücher zu verfassen, in denen er die Denk- und Lebenweise der Indianer beschreiben und dokumentieren will.
  • Eine Sache ist in dem Film allerdings historisch falsch dargestellt worden: daß Ohiyesa (wie Eastmans indianischer Name lautete) 1876 auch an der Schlacht am Little Bighorn (die Vernichtung von Custers Truppen) teilgenommen habe. Denn zu diesem Zeitpunkt weilte er bereits unter Weißen und mußte – von seinem zum Christentum konvertierten Vater gezwungen – eine Schule besuchen, in der Indianerkindern die Errungenschaften der Zivilisation des weißen Mannes eingetrichtert wurde. [Siehe auch den Text zum nachfolgenden Buch.]


Charles A. Eastman
, „Die Seele des Indianers“, 101 Seiten     4
Sachbuch, “The Soul of the Indian – An Interpretation”, 1911

  • “Lange bevor ich von Christus gehört oder einen weißen Mann gesehen hatte, hat mich eine “ungebildete” Frau das Wesen der Sittlichkeit gelehrt. Mit Hilfe der Natur selbst brachte sie mir Dinge bei, die einfach, jedoch von großer Wichtigkeit sind. Ich kannte Gott. Ich verstand, was es heißt, gut zu sein. Ich sah und liebte alles, was wirklich schön ist. Die Zivilisation hat mir nichts besseres beigebracht.
    xxxxxAls Kind habe ich zu geben verstanden. Durch meine Zivilisierung habe ich diese Gnade verloren. Damals lebte ich das natürliche Leben, heute das künstliche. Jeder hübsche Kiesel war mir wertvoll, jeder wachsende Baum ein Gegenstand der Verehrung. Nun stehe ich mit dem weißen Mann in Andacht vor einer gemalten Landschaft, deren Wert in Dollars abgeschätzt wird. So wird der Indianer umgemodelt: wie der natürliche Fels zu Sand vermahlen und in Ziegelsteine gepresst wird, die in die Mauern unserer modernen Gesellschaft eingefügt werden können.”

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Michael Ende, „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, 243 Seiten     5
Jugendbuch/Roman, 1960


Michael Ende
, „Jim Knopf und die Wilde 13“, 256 Seiten     4,5
Jugendbuch/Roman, 1962


Michael Ende
, „Momo“, 268 Seiten     4
Jugendbuch/Roman, 1973


Michael Ende
, „Die unendliche Geschichte“, 428 Seiten     4
Jugendbuch/Roman, 1979

  • Die erste Hälfte ist richtig gut, aber die zweite fällt deutlich ab, einer nur mittelmäßigen und viel zu konstruiert wirkenden Grundidee folgend.

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Louise Erdrich, „Liebeszauber“, 352 Seiten     4,5
Roman, “Love Medicine”, 1984


Louise Erdrich
, „Der Club der singenden Metzger“, 504 Seiten     4,5
Roman, “The Master Butchers Singing Club”, 2001

  • Die deutsche Erstausgabe erschien unter dem Titel “Der Gesang des Fidelis Waldvogel“. Erzählt wird die Lebensgeschichte eines jungen Mannes aus Deutschland, der nach Ende des Ersten Weltkrieges nach Amerika auswandert und in North Dakota eine neue Heimat findet.  // Dies ist einer der wenigen Romane von Louise Erdrich (die zur Hälfte Indianerin ist), in der nicht die Ureinwohner Amerikas die Hauptrolle spielen.


Louise Erdrich,
Von Büchern und Inseln“, 154 Seiten     4,5
Autobiographischer Erlebnisbericht, “Books and Islands in Ojibwe Country”, 2003

      • Ein ruhiges Büchlein, das den Zauber von Büchern, Inseln und indianischer Kultur heraufbeschwört.


Louise Erdrich
, „Das Haus des Windes“, 381 Seiten     4,5
Roman, “The Round House”, 2012

  • North Dakota, Indianer-Reservat, Ende der 1980er Jahre: Ein dreizehnjähriger Junge wird mit einem Verbrechen konfrontiert, das seine junge Welt jäh verändert.

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Mark Oliver Everett, „Glückstage in der Hölle“, 217 Seiten     4,5
Autobiographie, “Things the Grandchildren Should Know”, 2008

  • Der Musiker “E” von den “Eels” über Leben, Sterben, Überleben, verrückte Frauen und Musik.

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William Faulkner

  • Mein amerikanischer Lieblingsautor des 20. Jahrhunderts ist zwar Thomas Wolfe, doch der, den ich immer am meisten bewundert habe und auch heute noch für den Größten halte, ist William Faulkner (1897-1962). Und möglicherweise gerade wegen dieser Bewunderung scheint es mir nicht leichtzufallen, seine Bücher einzeln zu bewerten, da es neben der mich sehr ansprechenden Beschreibung der Südstaaten und seiner Bewohner im berühmten (fiktiven) Yoknapatawpha County vor allem Faulkners Stil und Satzbau sind, die ich auf der einen Seite besonders liebe, auf der anderen aber auch für mitunter so kompliziert halte, daß der Spaß an der Lektüre manchmal doch durch recht harte Lese-Arbeit erkauft werden muß. Und erschwerend für meine Bewertungs-Entschlußunfähigkeit kommt hinzu, daß ich die Bücher, durch die ich mich eher “durchkämpfen” mußte, bis auf wenige Ausnahmen ja trotzdem gut fand. Also versuche ich es erst mal auf folgende Weise:
  • Unter den von mir hochgeschätzten Romanen Faulkners halte ich “Schall und Wahn” (1929) für sein kompliziertestes Werk [das ich aber trotzdem schon dreimal gelesen habe], da eine von mehreren Erzählperspektiven die eines Schwachsinnigen ist. Meine sonstigen Lieblingsbücher dieses 1950 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichneten Autors sind: “Sartoris” (1929), “Als ich im Sterben lag” (1930), “Licht im August” (1932), “Absalom, Absalom!” (1936), “Die Unbesiegten” (Erzählungen, 1938), “Das verworfene Erbe” (Erzählungen, 1942), “Griff in den Staub” (1948), “Mississippi” (1954, in Buchform 2000), “Der große Wald” (Erzählungen, 1955), Die Trilogie “Das Dorf“, “Die Stadt“, “Das Haus” (1940, 1957, 1959) und “Die Spitzbuben” (1962). Alle anderen Bücher haben mir nicht ganz so gut gefallen, doch weshalb sollten für andere Leser nicht auch darunter noch einige funkelnde Perlen zu finden sein, für die Pelikan beim Lesen vielleicht nur gerade nicht in der richtigen (Arbeits-)Stimmung gewesen ist.


Und weil ich seit obigen Worten noch einige Faulkner-Bücher wiedergelesen habe, sind mir doch noch ein paar Einzel-Bewertungen gelungen
:


William Faulkner
, „Als ich im Sterben lag“, 174 / 248 Seiten    
5
Roman, “As I lay dying”, 1930

  • Von diesem Roman empfehle ich die 2012 erschienene Neuübersetzung von Maria Carlsson.


William Faulkner
, „Licht im August“, 363 / 470 Seiten    
5
Roman, “Light in August”, 1932


William Faulkner
, „Das Dorf“, 414 Seiten    
5
Roman, “The Hamlet”, 1940

  • Habe dieses Buch heuer (2013) zum ersten Mal seit etwa 30 Jahren wiedergelesen und bin einfach nur begeistert. Auch über die für Faulkner nicht ungewöhnliche Vorgehensweise, in einem Satz zuerst etwas ganz beiläufig zu erwähnen, wie hier z.B., daß die Schule bereits seit längerer Zeit geschlossen sei, weil der Lehrer sich eines Tages urplötzlich aus dem Staub gemacht habe und nie wieder gesehen ward; um anschließend (auf insgesamt 15 Seiten) erst mal die Geschichte dieses Schullehrers zu erzählen, bevor es mit den aktuellen Geschehnissen weitergeht.


William Faulkner
, „Die Stadt“, 388 Seiten    
5
Roman, “The Town”, 1958

  • Dies ist die Fortsetzung von “Das Dorf”, die genauso großartig und leidenschaftlich erzählt ist wie der 18 Jahre zuvor erschienene erste Band der Snopes-Trilogie. Die Titel der Nachfolgebände (Die Stadt + Das Haus) hatte Faulkner seinem Verleger schon 1939 genannt, aber erst 1955/56 und 1958/59 niederschriftlich in die Tat umsetzen können: sehr zum Entzücken einiger glücklicher Leser.

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Richard P. Feynman, „Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman!“, 460 Seiten     5
Autobiographische Geschichten, “Surely you’re joking, Mr. Feynman!”, 1985

  • Der Physik-Nobelpreisträger zeigt in diesen äußerst amüsanten Erinnerungen, daß er auch nur ein ganz normaler Mensch ist. Nur wohl ein wenig neugieriger, schräger, intelligenter und offener als die meisten normalen Menschen.

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Gustave Flaubert

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Richard Ford, „Rock Springs“, 295 Seiten     4,5
Erzählungen, 1987

  • Ich bin kein großer Freund von Short Storys (ziehe Romane bei weitem vor), doch die Kurzgeschichten von Richard Ford gefallen mir wirklich gut.


Richard Ford
, „Eine Vielzahl von Sünden“, 381 Seiten     4,5
Erzählungen, “A Multitude of Sins”, 2002

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Frederick Forsyth, „Der Schakal“, 509 Seiten     4
Roman, “The Day of the Jackal”, 1971

  • Ich bin eigentlich kein Freund von Krimis oder Thrillern, doch dieses Buch hat mich, seit ich es vor langer Zeit im Bücherschrank meines Vaters entdeckte, auch bei späterem Wiederlesen immer sehr gut unterhalten. // Das schwache amerikanische Film-Remake aus dem Jahr 1997 (mit Bruce Willis und Richard Gere) hat mit der Originalgeschichte (im Gegensatz zur guten englischen Film-Version von 1972 mit Edward Fox) übrigens so gut wie gar nichts zu tun.

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David Foster Wallace, „Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich“, 183 Seiten     4,5
Reisebericht, “Shipping Out”, 1996

  • Journalistischer Bericht über eine 7tägige Karibikkreuzfahrt auf einem amerikanischen Luxusliner.

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James Frey, „Strahlend schöner Morgen“, 590 Seiten     5
Roman, “Bright Shiny Morning”, 2008

  • Dies ist kein Roman in landläufigem (sondern in – wenn mir der Scherz erlaubt sei – städtischem) Sinne, weil der Hauptdarsteller darin die Stadt Los Angeles in Kalifornien ist. Neben vielen historischen Fakten aus mehr als zwei Jahrhunderten werden verschiedene gegenwartsbezogene Menschenschicksale geschildert, die – vom Obdachlosen bis zum Millionär reichend – in Form einer Collage ein Bild vom Leben in Los Angeles entstehen lassen, wie es in der Literatur bis dahin noch nie gezeigt worden sein dürfte.

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Cornelia Funke, „Drachenreiter“, 448 Seiten     4,5
Jugendbuch/Roman, 1997

  • Von Drachen, Menschen, Kobolden, Zwergen, Ratten, einem Homunkulus und einer abenteuerlichen Reise. // [Die 2016 erschienene Fortsetzung “Die Feder eines Greifs” fand ich übrigens so schlecht, daß ich das Buch nicht einmal zu Ende lesen konnte.]


Cornelia Funke, „Igraine Ohnefurcht“, 190 Seiten     5
Jugendbuch/Roman, 1998
(neu überarbeitet 2007)

  • Zaubern kann gefährlich sein – und dann müssen Kinder auch schon mal die Erwachsenen retten.


Cornelia Funke
, „Herr der Diebe“, 389 Seiten     5
Jugendbuch/Roman, 2000

  • Ich habe schon lange keine Geschichte mehr gelesen, deren Fortschritt sich so einfach und dennoch überraschend entfaltet hat wie diese von ein paar elternlosen Kindern in Venedig, die sich mit kleinen Diebstählen über Wasser halten, bis unerwartete Ereignisse alles verändern.


Cornelia Funke
, „Tintenherz“, 566 Seiten     4,5
Jugendbuch/Roman, 2003

  • Eine wirkliche Alternative für alle, die die Harry-Potter-Bücher gar nicht so wahnsinnig toll finden. // Erster Band der Tintenwelt-Trilogie.


Cornelia Funke
, „Tintenblut“, 708 Seiten     5
Jugendbuch/Roman, 2005

  • Zweiter Band der Tintenwelt-Trilogie.


Cornelia Funke
, „Tintentod“, 740 Seiten     4
Jugendbuch/Roman, 2007

  • Dritter Band der Tintenwelt-Trilogie.

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Daniel Galera, „Flut“, 423 Seiten     5
Roman, “Barba ensopada de sangue”, 2012

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Gabriel García Márquez, „Hundert Jahre Einsamkeit“, 477 / 513 Seiten     5
Roman, “Cien años de soledad”, 1967

  • Wenn ich mich für ein einziges Buch als Lieblingsbuch entscheiden müßte, würde dieser Roman zum absoluten Favoritenkreis gehören. Über mehrere Generationen hinweg wird die Geschichte der Buendias’ in Macondo (einem fiktiven kolumbianischen Ort) in einem als “Magischer Realismus” bezeichneten Erzählstil geschildert, in dem wahre Wunder geschehen und derart intensive Bilder in meinem Kopf erzeugt werden, daß ich mir häufig wie im Kino sitzend vorkomme. Es empfiehlt sich allerdings, während der Lektüre eine Namensliste anzulegen, da man sonst Gefahr läuft, irgendwann nicht mehr zu wissen, von welchem der vielen Arcadios oder Aurelianos gerade die Rede ist.
  • Dieses ist das einzige Buch, das ich nach der Erstlektüre im selben Jahr bereits ein zweites Mal habe lesen MÜSSEN, und auch bei meinem 40 Jahre später insgesamt fünften oder sechsten Durchgang hat es bei mir erneut wieder wohliges Erstaunen ausgelöst, als mir nach rund 200 perfekt anmutenden Seiten bewußt geworden war, daß ich immer noch mehr als das Doppelte dieses ungeheuren Lesevergnügens vor mir hatte.
  • Neben der wirklich guten Übersetzung von Curt Meyer-Clason (aus dem Jahr 1970) ist 2017 auch noch eine Neuübersetzung von Dagmar Ploetz erschienen, die ich sogar noch einen Tick besser finde, die leider aber auch deutlich mehr (mich sehr ärgernde) Druckfehler enthält.

Gabriel García Márquez, „Bericht eines Schiffbrüchigen“, 164 Seiten     4,5
Roman, “Relato de un náufrago”, 1970


Gabriel García Márquez
, „Chronik eines angekündigten Todes“, 149 Seiten     4
Roman, “Crónica de una muerte anunciada”, 1981

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William Gibson

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Allen Ginsberg, „Howl/Geheul“, 211 Seiten     4,5
Gedicht // Sachbuch, “Howl annotated”, 1986

  • Das Gedicht selbst umfaßt hier (in der Übersetzung von Carl Weissner) mit dem 1956 erschienenen amerikanischen Original zusammen nur 14 Seiten, und der Rest des Buches ist dann eher etwas für Spezialisten, bestehend aus sämtlichen vom Autor kommentierten Versionen des Gedichts von der Erst- bis zur Endfassung, die jeweils im Faksimile sowie einer gedruckten Abschrift wiedergegeben sind. Ansonsten finden sich in diesem 2004 erschienen „Rogner & Bernhard“-Band auch noch Fotos und Briefe des Autors, sowie einige andere Beiträge zum Verfassen, Veröffentlichen und Übersetzen von Howl.

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Daniel Glattauer, „Gut gegen Nordwind“, 223 Seiten     4,5
Roman, 2006

  • Ein moderner „Briefroman“, der nur aus E-Mails besteht. // Dank des Zufalls einer falsch eingetippten E-Mail-Adresse entwickeln sich zwischen Emmi und Leo hochinteressante Dialoge, die schließlich dazu führen, daß sie sich auch einmal treffen wollen … was dann aber doch nicht so einfach geht.


Daniel Glattauer
, „Alle sieben Wellen“, 222 Seiten     3,5
Roman, 2009

  • Diese Fortsetzung der Emmi-und-Leo-Geschichte wirkt auf mich (verglichen mit dem ersten Band) viel zu aufgesetzt und einfach nicht mehr rund und echt genug, so daß mein Interesse rasch auf die „Kriegen sie sich noch?“-Frage reduziert wurde, was mir aber doch deutlich zu wenig war.

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Noah Gordon, „Der Medicus“, 712 Seiten     4,5
Roman, “The Physician”, 1986

  • Eine ganz auf Unterhaltung abzielende „Abenteuer“-Geschichte, die zwei Jahrzehnte im Leben des englischen Jungen Rob Cole im 11. Jahrhundert schildert, der mit einer bestimmten Gabe versehen ist, die ihn schließlich dazu bringt, Arzt werden zu wollen. Und weil er bei einem wirklich Wissenden lernen will, begibt er sich auf die lange Reise nach Persien, um an der dortigen „Universität“ zu studieren. // Dieses Buch ist allerdings nicht als historischer Roman zu betrachten, da (wie der Autor selbst im Nachwort zugibt) zu viele Beschreibungen einfach nicht den (siehe auch Wikipedia) historischen Tatsachen entsprechen. Wer sich daran aber nicht stört, wird sich auf einige sehr kurzweilige Lesestunden freuen können. // Übrigens: Den Film zu kennen, ist ABSOLUT kein gleichwertiger Ersatz für die Lektüre des Buches. Der Film erzählt – die allgemeine Handlung und Darstellung der Figuren betreffend – nämlich nur zu etwa 10 % dieselbe Geschichte. Und beim “Wir können auch Hollywood”-Happy-End dieser rein deutschen Produktion vermag Rob sogar die Seitenkrankheit (Blinddarmentzündung) zu heilen und eröffnet in London auch noch das erste richtige Krankenhaus des ganzen Landes. Im Buch vermag Rob die Krankheit dagegen nicht zu heilen und wird, nachdem er ihnen sein in Persien erworbenes Wissen zu präsentieren versucht hat, von der londoner „Ärzteschaft“, welche die eigene Bequemlichkeit einem doch Mehr-Arbeit verursachenden Fortschritt vorzieht, sogar aus der Stadt gejagt. // Als Buch ein schöner Schmöker, aber als mit monumentalen Bildern Eindruck zu schinden suchender Film leider keine Offenbarung.

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Christian Dietrich Grabbe, „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“, 76 Seiten     4,5
Theaterstück,
1822

  • Eine schräge Komödie: Der Teufel erscheint – von seiner Großmutter aus der Hölle vertrieben (weil dort geputzt wird) – am heißesten Tag des Jahres auf der Erde … und erfriert. Von Naturhistorikern gefunden kommt er (wegen der wärmenden Lichtquellen) auf dem Untersuchungstisch aber wieder zu sich, zündet bei erster Gelegenheit im Kamin ein Feuer an und setzt sich hinein. – Und am Ende wird ein Haufen Spießgesellen abgeführt, hat ein Liebespaar sich gefunden und mußten 13 Schneidergesellen das Zeitliche segnen.

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John Griesemer, „Rausch“, 686 Seiten     5
Roman, “Signal & Noise”, 2003


John Griesemer
, „Herzschlag“, 427 Seiten     4,5
Roman, 2009
[offenbar ohne amerikanische Veröffentlichung]

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Lars Gustafsson, „Risse in der Mauer“, 957 Seiten     4,5
Roman-Pentalogie
, bestehend aus:
xxxxxxxxHerr Gustafsson persönlich(Herr Gustafsson själf), „Wollsachen(Yllet), „Das Familientreffen(Familjefesten), „Sigismund“, „Der Tod eines Bienenzüchters(En biodlares död), 1971–1978

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David Guterson, „Schnee, der auf Zedern fällt“, 512 Seiten     4,5
Roman, “Snow falling on Cedars”, 1994

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Autoren H – P

Autoren Q – Z

Einleitung