Heute vor 50 Jahren – am 20. August 1973 – hatte ich meinen ersten öffentlichen Auftritt: als Mitglied der Gruppe Ausz in der einmaligen Besetzung Kalle Burandt (Baß), Lucky Ruhnau (Schlagzeug), Tom Altrogge (Gitarre/Geige) und Pelikan (Gitarre). Das Ganze fand im Rahmen der Duisburger Woche auf dem König-Heinrich-Platz neben der Mercatorhalle statt.
(ganz rechts kann man noch den Kopf meiner Gitarre erkennen)
Gespielt werden sollte eine Stunde, also dauerte das erste Stück (eine Improvisation in E) eine halbe Stunde und das zweite (eine Improvisation in A) dreißig Minuten, und das war er dann: mein 1. öffentlicher Auftritt – der insgesamt allerdings schon mein 4. war, doch sind die ersten 3 halt nicht öffentlich gewesen.
1. Auftritt: ca. Juni 1972 / mit “Scarabäus Zubiss”:
…..Pelikan (elektrische Gitarre/Gesang)
…..Tom Altrogge (elektrische Gitarre/Geige)
…..Klaus “Zoppo” Bausen (Schlagzeug)
& als Gast: Willi Förster (elektrischer Baß)
…..Tatort: Bei einer Klassenfete von Hanjo Hoffmanns Freundin in einem Freizeitraum der St. Petrus Canisius Kirche in Duisburg Wanheimerort.
2. Auftritt: 2. Dezember 1972 / solo
…..Tatort: Beim 50. Jahresfest des “Schwimm- und Wasserballvereins DJK Poseidon Duisburg” im Haus Kontakt in Duisburg Kasslerfeld.
…..Ich habe im Vorprogramm der Band “Oxymoron” gespielt und die Stücke
Rag / How much more (von J .B. Lenoir) / Blue Session / A little Boogie this Day / Lehmann, Meier und ich (von Eckardt/Bausen/Pelikan)
…..zum Besten gegeben.
3. Auftritt: 17. Februar 1973 / mit “Scarabäus Zubiss”:
…..Pelikan (elektrische und akustische Gitarre/Klavier/Gesang)
…..Tom Altrogge (elektrische und akustische Gitarre/Geige/Gesang)
…..Klaus “Zoppo” Bausen (Bongos/Congas)
Tatort: Bei einer Karnevalsparty von Zoppos Chef in Duisburg Rahm.
Und der 4. Auftritt war dann der (1. öffentliche) auf dem König-Heinrich-Platz. Die Umstände, wie es dazu kam, sind aus heutiger, 50 Jahre späterer Sicht, ein wenig unklar, doch hat sich (nach diversen E-Mails und Telefonaten mit Kalle in den letzten Tagen [aber wir telefonieren und mailen ohnehin eigentlich wöchentlich miteinander]) folgendes mögliche Bild ergeben.
…..[Doch habe ich mich gerade entschlossen, noch ein wenig weiter auszuholen und auch noch was von den Vor- und Nachgeschichten zu erzählen.]
Die oben erwähnte Schwimmclub-Jubiläumsfeier-Veranstaltung im Dezember 1972 im Haus Kontakt (das seinem Namen an dem Tag tatsächlich mal alle Ehre machte) ist in mehrerlei Hinsicht von besonderer Bedeutung gewesen. Nach meinem bluesigen kleinen (allerersten) Soloauftritt hat ja noch die Band Oxymoron gespielt, die 1970 von vier meiner (Gymnasiums-)Klassenkameraden
…..Wolfram Scheps (Gesang)
…..Thomas Sieverding (Orgel)
…..Peter Dietz (Gitarre)
…..Falk Dannull (Baß)
(plus einem mir unbekannten Schlagzeuger) gegründet worden war. Im Dezember 1972 sind von den Gründungsmitgliedern allerdings nur noch Peter Dietz und Falk Dannull dabeigewesen, sowie ein neuer Sänger, ein neuer Schlagzeuger und – ebenfalls neu – Motte
…..[den ich zwei Jahre zuvor kennengelernt hatte, als er meiner ersten Band mit
…..Manni Schmitz (Gesang),
…..Klaus “Zoppo” Bausen (Schlagzeug),
…..Pete Eckardt (E-Gitarre) und
…..Pelikan (akustische Gitarre)
beigetreten war – woraufhin ich dann allerdings ausgestiegen bin]
…..an der Orgel. Weil Falk Dannull an dem Auftrittstag aber verhindert war, hatte Motte einen Ersatzbaßisten besorgt, und das ist der mir damals noch vollkommen unbekannte Kalle Burandt gewesen. Und weil Motte ja auch mich für diesen Abend engagiert hatte, ist es letztlich ihm zu verdanken, daß
…..a) Kalle den Gitarristen Peter Dietz kennengelernt hat, daß
…..b) Kalle und Pelikan einander über den Weg gelaufen sind (woraus sich eine lebenslange Freundschaft ergeben hat), und daß
…..c) Kalle im neuen Jahr die neue Band “Ausz” auf den Weg zu bringen vermochte, mit
…..– den beiden “Oyxmoron”-Mitgliedern Peter Dietz (Gitarre) und Motte (Orgel),
…..– den “T. Erpentin”-Musikern Kalle Burandt (Baß), Lucky Ruhnau (Schlagzeug) und Frank Socha (Querflöte/Gesang)
…..– und dem “Scarabäus Zubiss”-Geiger/Gitarristen Tom Altrogge (den Kalle möglicherweise über mich kennengelernt hatte).
Und genau diese Besetzung [minus Motte, der vor dem ersten Auftritt der Band (im Mai) schon wieder weg war] hätte eigentlich an dem Heute-vor-50-Jahren-Datum auftreten sollen. Und darüber, weshalb das nicht geschehen ist [sondern nur Kalle, Lucky, Tom und Pelikan auf der Bühne standen], läßt sich heute nur noch spekulieren. Also dann: Spekulation
…..# 1: Weil Frank Socha und/oder Peter Dietz an dem Termin in Urlaub gewesen sind.
…..# 2: Weil die Band noch keine Gesangsanlage besaß und vor Ort auch keine PA-Anlage zur Verfügung stand.
…..# 3: Weil die Ausz-Musik sehr dynamisch war und die leisen Teile des Programms (beim Einsatz von akustischer Gitarre z. B.) bei einem “Mitten in der Stadt draußen”-Auftritt wohl hoffnungslos untergegangen wären. So daß für den Open Air Anlaß eine deutlich rockigere Ausz-Version viel besser gepaßt haben würde. Was aber wiederum nicht Peters Ding gewesen wäre (da er stilistisch mehr dem Jazz zugeneigt war), so daß ich am Ende das Glück hatte, die E-Gitarristen-Lücke füllen zu dürfen und endlich zu meinem ersten öffentlichen Auftritt zu kommen. Und daß für diese spezielle Besetzung überhaupt keine Stücke vorhanden waren, hat Kalle und Lucky (trotz einer Stunde Spielzeitvorgabe) nicht den Hauch einer Spur von Sorgen bereitet, weil aus(z)gedehnte Improvisationen immer ein wichtiger Teil der Ausz-Musik gewesen sind.
…..[So ist 2017 etwa – nach zuvor 38jähriger Auszpause – in der Triobesetzung mit
Kalle Burandt (Baß/Kalimba/Rezitation),
Lucky Ruhnau (Schlagzeug/Bleche und andere Fundstücke) und
Martin Urrigshardt (Saxophon/Piano/Keyboards/Synthesizer/Didgeridoo)
…..noch eine CD (“Zeitensprung & Hütchenspiele”) aufgenommen und herausgebracht worden, die zu ungefähr 70 Prozent aus improvisiertem Material besteht.]
Meine Einschätzung des 1973er Auftritts mit Kalle, Lucky und Tom liest sich in meinem Notizbuch wie folgt: “Das erste Stück war nicht besonders gut, denn das war nur Speed. Das zweite [mit Tom an der Geige (statt Gitarre)] hat dagegen wohl ziemlich reingehauen.” – Nun ja, überprüfen läßt sich der Wahrheitsgehalt dieses Eindrucks allerdings nicht mehr, weil es von dem “Ereignis” keinerlei [Kalle sagt “leider”, Pelikan (da immer etwas skeptisch) “glücklicherweise”] Tonaufnahmen gibt. Zumindest ist das Ganze offenbar nicht so schlecht gewesen, daß eine weitere Zusammenarbeit zwischen Ausz und Pelikan für alle Zeiten unmöglich gemacht worden wäre.
– Im Januar 1974 hat es mal drei Ausz-Proben gegeben, bei denen ich den scheidenden Sänger Frank Socha ersetzte, doch haben die von Kalle geschriebenen Melodien leider nicht meinen (eher bluesgeprägten) gesangstechnischen Fähigkeiten entsprochen, so daß wir den Versuch bald wieder abgebrochen haben und Ausz dann (notgedrungen) zu einer reinen Instrumental-Band geworden ist.
– Am 18. März 1977 hat es im Eschhaus ein Ausz-Konzert [in der Quartett-Besetzung mit Kalle, Lucky, Peter und Martin Urrigshardt am Saxophon] gegeben, bei dem ich nicht nur (mit Max van Donken zusammen) die Ansage machen, sondern bei einer Nummer auch Gong spielen und bei “A Couple Of Different Things” sogar einen Plattenspieler auf der Bühne betätigen durfte [auf dem dann die Bill-Ramsey-Single-B-Seite “Canary Blues” gelaufen ist]. Außerdem bin ich Sänger bei der 30sekündigen Ausz-Darbietung von “Blue Suede Shoes” (nur die erste Strophe) gewesen.
– Bei der legendären “Ein Abend mit Ausz”-Aufführung am 23. Juni 1977 im Studio M ist das Ganze dann noch etwas auszgeweitet worden. Die Ansage haben diesmal wiederum van Donken und Pelikan plus Newcomer Bruno Ruhrort bestritten, die zu dritt dann auch die große Diskussion “erledigten”, indem wir ein von Kalle verfaßtes zweiseitiges Manuskript vortrugen, ohne daß das Publikum dabei irgendwas zu melden gehabt hätte [diese Auftrittsreihe mit Duisburger Bands im Studio M hatte die Vorgabe, daß dabei auch eine Diskussion mit dem Publikum über Absichten und Repertoire der jeweiligen Gruppe zu führen sei].
…..Außerdem habe ich an dem Abend noch Bonbons werfen, erneut gongliche Percussion beisteuern und bei “A Couple Of Different Things” zuerst F-Flöte spielen und danach mit Kalle und Martin ins Publikum gehen und Rosen verteilen dürfen, während die Musik auf der Bühne (mit den immer abwechselnd wiederholten Tönen G und A) stetig weiterging, weil die Instrumente Baß, Schlagzeug und Gitarre mittlerweile von drei jungen Damen (Gilla Fischer, Anja Cadenbach und Ulrike Winkel) übernommen worden waren, die tapfer den drögen Groove aufrecht hielten, bis die anderweitig beschäftigten Originalmusiker zurückkehrten, den klanglich nahtlosen Instrumententausch zurückvollzogen und das Stück zum wohlverdienten Ende brachten.
– Und dann gab es einen Monat später auch noch den Benefiz-Auftritt im (und fürs) Eschhaus (am 20. Juli 1977), wo die Bands “Ausz” und “Glatter Wahnsinn” gemeinsam in einer großen Improvisations-Session mit 2 Schagzeugern, 2 Baßisten, 2 Gitarristen, 1 Keyboarder und 1 Saxophonisten musizierten. Und um dem Publikum wenigstens ein “normales” Stück zu gönnen, ist in einer Nonett-Besetzung (mit Pelikan am Gesang) dann noch “House Of The Rising Sun” aufgeführt worden.
Aber noch mal kurz zurück zu heute vor 50 Jahren: Der Begriff des ersten öffentlichen (Pelikan-)Auftritts ist erst viele Jahre später von mir geprägt worden, während es vorher immer nur mein (insgesamt) 4. Auftritt war.
…..Im Winter 1987/88 hatte ich mich eines Tages gefragt, ob ich denn demnächst nicht vielleicht auch mal ein musikalisches Jubiläum zu feiern haben würde, und so habe ich in meinen Notizbüchern nachgesehen und festgestellt, daß ich nur knapp (um wenige Monate) ein 15-Jahre-Auftrittsjubiläum verpaßt hatte. Weil ich mich in den Gedanken eines Pelikan-Bühnenjubiläums mit viel Livemusik aber gerade ziemlich verliebt hatte, gedachte ich zuerst, mir für 1988 einfach eines zu ermogeln. Denn daß mein erster richtiger Auftritt im kommenden Sommer gar nicht 15, sondern schon 16 Jahre zurückläge, würde doch bestimmt keiner merken, und falls doch, wohl kaum mokieren, oder? Doch hatte ich kurz darauf dann den viel befriedigenderen Einfall, einfach das Jubiläum meines ersten öffentlichen Auftritts zu begehen, das in sechs oder sieben Monaten anstehen würde. Und so habe ich am 27. 8. 1988 im Bürgerhaus Neumühl doch noch ein vollkommen korrektes “15-Jahre-Pelikan-auf-öffentlichen-Bühnen-Jubiläum” abhalten können. [Was nicht paßt, muß manchmal halt passend gemacht werden!]
PS: Der perfekte Termin für dieses erste groß gefeierte Pelikan-Jubiläum [später habe ich auch noch mein 20-, 30- und 40-Jahre-Bühnenjubiläum begangen – und fast sogar auch noch das 50-Jahre-Teil] wäre übrigens genau eine Woche vorher, am 20. August, gewesen, doch mußte das Ganze leider noch [die Musiker hatten für den 20. alle schon zugesagt gehabt] verschoben werden, weil meine Freundin Uli sonst nicht hätte dabeisein können, und weil ich eben ein Fest mit möglichst allen meinen Freunden feiern wollte, war die Verlegung dieses Termins dann die einfachste und beste Lösung.
PPS: Die musikalischen Beiträge dieses sehr schönen Abends mit
…..– “Scarabäus Zubiss” (nach 15,5jähriger Pause mal wieder mit Tom und Zoppo zusammen auf der Bühne gestanden),
…..– den zu Ende der 1970er Jahre aktiv gewesenen “Duisburg City Rock’n’Roll All Stars”
…..– und meiner damals aktuellen Band “Al und die Hollywood Rats”
sind 2010 übrigens (in gekürzter Fassung) als CD veröffentlicht worden: “Showtime in Neumühl“.
PPPS: Dieses Öffentlicher-Auftritt-Jubiläum ist witzigerweise überhaupt nicht öffentlich gewesen. Die ganze Publicity für das fürs Publikum kostenlose Konzert hatte nämlich aus persönlichen Einladungen und dem Hinweis, daß man auch gerne noch Freunde mitbringen dürfe, bestanden. Und einer der geladenen Gäste, der leider 2016 schon verstorbene Journalist, Fotograf und damalige WDR-Rundfunk-Moderator Andreas Hub, rief mich am Nachmittag des Auftrittstages aus Köln (in einer Musikpause) an und fragte, ob er in seiner gerade laufenden Radiosendung vielleicht auf mein heutiges Jubiläumskonzert hinweisen sollte, doch habe ich es ihm einfach glattweg “verboten”, weil ja keine öffentliche Reklame dafür gemacht werden sollte. Aber keine Sorge, der Saal ist trotzdem gut gefüllt gewesen.
von links: Andreas Hub, Kalle und Motte bei meinem Jubiläum
Und so sende ich zum Abschluß dieser nostalgischen Woche (die ich für das Verfassen dieses Beitrags benötigt habe) ganz herzliche Grüße an alle Überlebende von damals und sage: macht’s gut, und bis zum nächsten Jubiläums-Beitrag (der im Januar 2024 erwartet wird).