Über meine Zeit als Musiker in Berlin 1974
März 2014
Gestern ist mir mit einem Male bewußt geworden, daß es genau 40 Jahre her ist, daß ich mein erstes großes Raus-in-die-Welt-Abenteuer erlebt habe, als ich von Ende Januar bis Anfang April 1974 zum ersten Mal als Musiker in Berlin weilte. Damit ihr dieses für mich absolut prägende Ereignis aber etwas besser in den Zusammenhang der damaligen pelikanesischen Welt einordnen könnt, will ich euch zuvor noch kurz mit meinen wichtigsten Aktivitäten des Vorjahres vertraut machen.
Zu Beginn des Jahres 1973 war ich neunzehn Jahre und zwei Monate alt, spielte seit zweieinhalb Jahren Gitarre, hatte zwei Auftritte auf meinem Musiker-Konto und im Vormonat zum ersten Mal mit einer Frau geschlafen. Ich wohnte noch bei meinen Eltern (in Duisburg), hatte keinen Job (und wollte auch keinen) und verdiente überhaupt kein Geld, nutzte aber trotzdem jede Gelegenheit, um mal aus der Stadt rauszukommen, wie in den letzten Februartagen 1973 zum Beispiel, als ich nachmittags im “Pub” Harald Rausch traf, der mich fragte, ob ich mit nach Amsterdam fahren wolle. Peli: “Ich hab aber keine Knete”. Harald: “Kein Problem, ich hab genug”. Und so saßen wir – inklusive des ebenfalls noch kurzfristig hinzugekommenen Rainer Nowak – zwei Stunden später, nachdem ich meinen Schlafsack geholt und meinen Eltern Bescheid gegeben hatte, im Zug nach Amsterdam. Und dort blieben wir zweieinhalb Tage, übernachteten zweimal auf einem Schlafboot und hingen die übrige Zeit bei sehr trübem und ziemlich kaltem Wetter auf dem Damplatz rum, auf dem zu der Jahreszeit rein gar nichts los war. Um uns warm und einigermaßen bei Laune zu halten wurde pro Tag eine Flasche Whisky verkonsumiert, und dann ging’s wieder zurück nach Duisburg. Mitten im Winter mal eben so nach Amsterdam zu fahren war schon ‘ne ziemlich bescheuerte (aber in unseren Augen damals abgefahrene) Idee!
Anfang März ging’s dann – viel besser organisiert – über Karneval (weil der dort nicht gefeiert wurde) mit insgesamt 19 Leuten in eine Pension in Bergen aan Zee in den Niederlanden, was recht nett war. Abgesehen davon, daß ich unglücklich in die Freundin meines Musikerkollegen Harald Golbach verliebt war und wegen zu wenig Essens einmal heftig aus den Latschen gekippt bin.
Und im April mußte ich schließlich zur Bundeswehr, kam nach 17 Tagen (immer noch mit langen Haaren) aber (wegen angeblicher Schädigung durch Drogen [obwohl ich zu der Zeit tatsächlich nicht ganz richtig im Kopf war … aber hat sich das bis heute eigentlich geändert?]) erst mal wieder nach Hause. Bei der Nachmusterung anderthalb Jahre später versuchte ich dann, so zu wirken, als wenn ich (a) zu durcheinander für diesen Verein wäre, ohne (b) gleich in die Klappsmühle gesteckt zu werden, was mir offenbar auch gelungen ist, da ich an dem Tag für alle Zeiten als untauglich eingestuft worden bin.