Text: A.S.H. Pelikan • 1983

1) Sehr verehrte Damen, meine Herr’n
ich hätt’ da mal ‘ne Frage: Habt Ihr mich eigentlich gern?
Was glaubt Ihr wohl, bin ich lieb und nett und ehrlich
oder nicht ganz richtig und vielleicht sogar gefährlich?
Urteilen Sie selbst: Ist dieser junge Mann ein Star
oder doch nur’n kleiner Säufer aus der nächsten Hippie-Bar
ist der wirklich so, wie der auf der Bühne tut
oder ist das alles Show, und er bringt das nur ganz gut?

2) Jetzt mal ganz unter uns: Ich rede wirklich keinen Müll
ich bin nicht der Typ der ein’ verarschen will
ich bin in Wirklichkeit ängstlich, und das ist großer Mist
und ich werd’ auch regelmäßig rot wenn mich mal jemand küßt
denn ich bin nicht Heino, ich brauch’ keine Groupies oder so
ich bin ein ernsthafter Künstler, und kein geiler Gigolo
außerdem hasse ich Frau’n, ich hatte auch noch nie Verkehr
doch vielleicht wär das ganz anders, wenn ich nicht so schüchtern wär

3) Natürlich ham wir noch einen Verlierer in der Band
das ist der Mann am Baß, so wie ihn jeder kennt
er steht da und er spielt und spielt und spielt und spielt und spielt
und trifft die Töne so, als ob er wirklich etwas fühlt
doch das ist Tarnung, echt, der merkt überhaupt nichts mehr
der ist immer nur besoffen, und das stört ihn wirklich sehr
aber nüchtern wär er viel zu schüchtern und würd’ sich nie trau’n
auf die Bühne zu geh’n und vor die Baßsaiten zu hau’n

4) Auch der Schlagzeuger ist schüchtern, vielleicht fehlt dem auch nur Mut
denn nur wenn wir am Proben sind, dann ist er richtig gut
da fährt er ab, da legt er los, da spielt er auch im Steh’n
und springt über die Trommeln, das solltet ihr mal seh’n
da macht er irre Schlagzeugsoli, prügelt wie ein Tier
da haut er mörderisch zu, und nicht nur auf 2 und 4
doch später auf der Bühne ist er irgendwie gehemmt
und jedes Schlagzeugsolo klingt total verklemmt

Ladies and Gentlemen
and here comes the Schlagzeugsolo, have a good time

5) Ja, wir sind noch nicht am Ende, es kommt noch einer dran
das Thema lautet nach wie vor: Schüchterling oder Mann
doch diesmal weiß ich’s nicht, ich werd’ nicht schlau aus dem
der hat so’n ehrliches Gesicht, und das ist mein Problem
der erzählt so wilde Stories über scharfe Disco-Frau’n
doch wenn wir mal wo hingeh’n woll’n, heißt’s: er würd’ sich nicht trau’n
was soll ich dazu sagen?, ich reg mich nicht mehr auf
Hauptsache, Gitarre spielen hat er ‘n bißchen drauf

[Bei der nächsten “Hollywood Rats”-Besetzung hatten wir dann
zwei Gitarristen, deshalb ging die letzte Strophe da anders:]

5) Doch es gibt keinen, der so schüchtern ist wie unser Sologitarrist
auch wenn’s so aussieht, als wenn er der einzige Normale wär
er kleidet sich dezent im Trend von Folk und Punk und Funk
er probt auch gern, ist zuverlässig und nur selten krank
doch zu Auftritten, da kommt er nie, da schickt er seine Söhne
das sind die beiden Tpyen hier, der Dicke und der Kleene
was soll ich dazu sagen?, ich reg mich nicht mehr auf
Hauptsache, Gitarre spielen ham se ‘n bißchen drauf