Raymond Queneau, „Mein Freund Pierrot“, 221 Seiten     5
Roman, “Pierrot mon ami”, 1942


Raymond Queneau
, „Zazie in der Metro“,

in der neuen Übersetzung von Frank Heibert (218 Seiten):     5
in der alten Übersetzung von Eugen Helmlé (192 Seiten):     4,5 
Roman, “Zazie dans le Métro”, 1959

  • Dies ist das erste Mal, daß ich ein Buch aufgrund einer Neuübersetzung besser als vorher bewertet habe! Deshalb unbedingt die (Geniestreich-)Übersetzung von Frank Heibert aus dem Jahr 2019 versuchen!
  • Vorsicht, hier wird mit Sprache “gearbeitet” [“Cherkläsdir.”]! In der Wiedergabe der recht derben Ausdrucksweise der ca. zwölfjährigen Titelheldin etwa [“Verdammter Mist, sone Kacke.”], oder in einfach nur ziemlich besonderen Sätzen [“Klopf klopf klopf.” Hinter der Tür tut Turandot das Nämliche diskret auf dem Holz derselben.]. Und zwischendurch gibt der Papagei immer wieder seinen Senf dazu: “Du quatscht und quatscht, sonst hast du nichts zu bieten.” [Unzoweiter.]


Raymond Queneau
, „Die blauen Blumen“, 237 Seiten     4
Roman, Les Fleurs bleues”, 1965

  • Der eine träumt die Geschichte des anderen, und der andere die Geschichte des einen, bis beide einander am Ende begegnen.


Raymond Queneau
, „Der Flug des Ikarus“, 267 Seiten     4
Roman, “Le Vol d’Icare”, 1968

  • Die Hauptfigur eines unvollendeten Romans entkommt dem Manuskript und schlüpft in die reale Welt. Und weil der Autor den Roman ohne seinen Protagonisten nicht weiterschreiben kann, beauftragt er einen Detektiv, um den Ausgebüxten zu finden und zurückzubringen.

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Sven Regener, „Herr Lehmann“, 285 Seiten     4,5
Roman, 2001

  • Auf die Zeit der Handlung bezogen der dritte Teil der Lehmann-Trilogie.


Sven Regener
, „Neue Vahr Süd“, 582 Seiten     4,5
Roman, 2004

  • Der erste Teil der Trilogie.


Sven Regener, „Der kleine Bruder“, 282 Seiten     4,5
Roman, 2008

  • Der zweite Teil.


Sven Regener
, „Meine Jahre mit Hamburg-Heiner“, 417 Seiten    
3
Internet-Tagebücher, 2011

  • Wer gerne Web-Logs liest, wird hier ein paar witzige Stellen finden, aber im großen und ganzen erfährt man leider nur Nebensächlichkeiten, selbst bei den „Element-of-Crime“-Tournee-Blogs.


Sven Regener
, „Magical Mystery“, 503 Seiten    
3,5
Roman, 2013

  • Ein weiterer Roman aus dem Lehmann-Universum, diesmal mit Karl Schmidt in der Hauptrolle. // Ich bin selbst mal auf Tour mit ‘ner Band gewesen, und manche der in diesem Buch geschilderten Tour-Ereignisse kommen mir einfach nur sehr konstruiert vor.


Sven Regener
, „Wiener Straße“, 296 Seiten    
3
Roman, 2017

  • Und noch ein Roman aus dem Lehmann-Universum. Scheint anfangs ganz lustig zu doch, doch wirken Regeners Charaktere und ihre Taten im Laufe der Lektüre immer flacher, hohler und unglaubwürdiger. // Ich hätte auf die schlechten Kritiken hören und mir dieses Buch nicht kaufen sollen.

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Ronald Reng, „Der Traumhüter – Die unglaubliche Geschichte eines Torwarts“, 256 Seiten     4,5
Sachbuch, 2002

  • Die verblüffende Geschichte des hierzulande wenig bekannten Fußballspielers Lars Leese, der Ende der 90er Jahre (als überhaupt erst dritter deutscher Torhüter nach Bert Trautmann und Eike Immel) in der englischen Premier League gespielt hat.


Ronald Reng
, „Spieltage“, 471 Seiten     3,5
Sachbuch, 2013

  • Ich weiß nicht recht, wie ich dieses Buch beschreiben soll. Erschienen ist es wohl aus Anlaß des 50-Jahre-Fußballbundesliga-Jubiläums, hangelt sich aber fast ausschließlich an der Person von Heinz Höher und dessen Erfahrungen als Fußballspieler und -trainer in der 1. und 2. Liga über die Runden. Doch ist es weder eine richtige Heinz-Höher-Biographie, noch eine richtige Bundesliga-Biographie, definitiv aber ein Buch über Fußball, dessen Pässe mir allerdings viel zu oft ins Leere laufen.

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Keith Richards, „Life“, 723 Seiten     5
Autobiographie,  2010

  • Keith Richards hatte ich jahrzehntelang einfach nur unterschätzt … bis ich mal ein paar Aussprüche von ihm las, die mir alles andere als dumm vorkamen. Und in dieser Autobiographie zeigt er, daß er tatsächlich ein Menge auf dem Kasten hat und sehr glaubwürdig, intelligent und unterhaltsam zu erzählen vermag.
  • Eins meiner drei Lieblingsbücher von Musikern. Die anderen sind von Bruce Springsteen und von Pete Townshend [Kritik siehe dort].

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Über Arthur Rimbaud:

Enid Starkie, „Das trunkene Schiff. Das Leben des Jean Arthur Rimbaud“, 558 Seiten     4,5
Biographie, “Arthur Rimbaud”, 1961

  • Rimbauds Lebensgeschichte, die so außergewöhnlich ist, als wäre sie von T.C. Boyle erfunden worden.

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Christiane Rochefort, „Frühling für Anfänger“, 223 Seiten     4
Roman, “Printemps au parking”, 1969

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Über Woodstock:

Joel Rosenman/John Roberts/Robert Pilpel, „Making Woodstock“, 284 Seiten     4,5
Bericht, 1974

  • Die Entstehung des Woodstock-Festivals aus Sicht derer, die es bezahlt haben.
  • “Woodstock – das Ereignis – war ein Zufall. Es war einfach so, dass unsere Vorstellungen von Frieden, Musik und ländlichen Veranstaltungsorten enormen Anklang fanden. Verschiedene Strömungen des damaligen Zeitgeists trafen bei unserem Festival zusammen. Deswegen kamen so viele, und deswegen waren sie so glücklich und zufrieden.”

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Patrick Rothfuss, „Der Name des Windes“, 860 Seiten     4,5
Fantasy-Roman, “The Name of the Wind”, 2007

  • Erster Band der Königsmörder-Chronik-Trilogie. // Ich bin – im Gegensatz zu Science Fiction – kein großer Fantasy-Liebhaber, doch die Rothfuss’sche Welt und seine Magiemöglichkeiten gefallen mir.


Patrick Rothfuss
, „Die Furcht des Weisen 1“, 859 Seiten     4
Fantasy-Roman, “The Wise Man’s Fear”, 2011

  • Band 2.1 der Königsmörder-Chronik-Trilogie.


Patrick Rothfuss
, „Die Furcht des Weisen 2“, 519 Seiten     4,5
Fantasy-Roman, “The Wise Man’s Fear”, 2011

  • Band 2.2 der Königsmörder-Chronik-Trilogie.

[Auch mehr als ein Jahrzehnt später ist der dritte Band leider immer noch nicht erschienen.]

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Jacques Roubaud, „Die schöne Hortense“, 310 Seiten     4,5
Roman, “La belle Hortense”, 1985

  • “Da ich spüre, daß Sie selber in einem Zustand großer Ungeduld sind, daß Sie darauf brennen, den Sinn meiner sibyllinischen Worte zu erfahren (und da der Autor außerdem nicht zulassen wird, daß ich Sie noch länger auf die Folter spanne), will ich Sie nicht länger auf die Folter spannen; ich werde Ihnen sagen, was ich entdeckt hatte.”
  • Und zu entdecken gibt es in diesem “spielerischen” Roman so einiges. Zum Beispiel den die Polizei zu Recht irritierenden Fall des Schreckens der Haushaltwarenhändler, geheimnisumrankte poldevische Prinzen (menschlicher wie nichtmenschlicher Art), das ganz besondere Schönheitsmerkmal der titelgebenden Heldin, die Verteidigungsstrategien einer öffentlichen Bibliothek zur Nicht-Auslieferung von gesuchten Büchern, ein traditionelles Schneckenrennen, die mehrfach auftauchende Zahl 53 und noch einiges andere.


Jacques Roubaud
, „Die Entführung der schönen Hortense“, 302 Seiten    
4
Roman, “L’enlèvement d’Hortense”, 1987

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João Guimarães Rosa, „Grande Sertão“, 550 Seiten     4,5
Roman, “Grande Sertão: Veredas”, 1956

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Peter Rüchel, „Rockpalast“, 208 Seiten     3
Erinnerungen, 2009

  • So sehr ich Peter Rüchel auch schätze und den Rockpalast geliebt habe, so sehr bin ich von diesem Buch doch enttäuscht. Die Fotos mögen ja ganz okay sein, doch beschränken sich die im Untertitel versprochenen Erinnerungen viel zu sehr auf allgemeines und oberflächliches, das ein gut recherchierender, außenstehender Journalist vermutlich packender erzählt hinbekommen haben würde. Vor allem fehlen mir hier Storys über Musiker mit ihren Besonderheiten und Eigenarten. Was gäbe ich nicht alles für eine persönliche Insidergeschichte über Mitch Ryders wundersamen, widersprüchlichen und doch großartigen betrunkenen Auftritt im Oktober 1979 etwa. Doch derartige Schilderungen fehlen in dem Buch völlig. Vielleicht wollte Peter Rüchel seinen Freunden, den Musikern, ja nur einfach nicht zu nahe treten, doch ist so ein nur ein ziemlich langweiliges Buch entstanden, das seine Möglichkeiten nicht auch nur annähernd nutzt und deshalb eher überflüssig ist.

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Salman Rushdie, „Mitternachtskinder“, 612 Seiten     5
Roman, “Midnight’s Children”, 1981

  • Dieser Roman (eine Art indisches Pendant zu Gabriel García Márquez’ “Hundert Jahre Einsamkeit” und 7 Jahre vor “Die satanischen Verse” erschienen) ist in meinen Augen ein echtes Wunder, das bei erneutem Lesen (30 Jahre nach der Erstlektüre) nur noch größer geworden ist. Weil mir zur näheren Beschreibung (oder Ans-Herz-Legung) aber die richtigen Worte fehlen, zitiere ich statt dessen lieber kurz aus dem
  • Klappentext: In diesem märchenhaften Universum sind Realität und Fiktion untrennbar miteinander verbunden. Die Fülle der Personen und der humoristischen Details, die Komplexität der Handlung, die überbordende Phantasie, die Vielzahl an Episoden und Anekdoten, die derb-grotesken und magisch-mystischen Elemente dieses Epos machen “Mitternachtskinder” zu einer grandiosen Tour de force.
  • Die Handlung spielt im Indien der Jahre 1915 bis 1978.


Salman Rushdie
, „Joseph Anton“, 703 Seiten    
5
Autobiographie, “Joseph Anton. A Memoir”, 2012

  • Wie lebt man, wenn ein Preisgeld für seine Ermordung ausgesetzt ist? Wie schreibt man, wenn man kein normales Leben mehr führen kann? Wie übersteht man solch einen Wahnsinn, ohne verrückt zu werden? Aus diesem Buch erfährt man es.

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J. D. Salinger, „Der Fänger im Roggen“, 156 (tb), 271 (geb) / 270 Seiten (Neuübersetzung)    4,5
Roman, “The Catcher in the Rye”, 1951

  • Dieses bekannteste Buch von Salinger ist in Eike Schönfelds neuer Übersetzung (von 2003) auf deutsch sogar noch einen Tick besser geworden, weil Schönfeld es vermag, die aufmüpfige Jugendsprache des Ich-Erzählers ein wenig moderner klingen zu lassen als Heinrich Bölls ebenfalls sehr gute Übersetzung aus den frühen 60er Jahren. // Handlungsschauplatz: hauptsächlich New York City, um 1950 herum.


J. D. Salinger
, „Neun Erzählungen“, 155 (tb) bzw. 269 Seiten     4
Erzählungen, “Nine Stories”, 1953

  • Die Neuübersetzung von Eike Schönfeld (aus dem Jahr 2012) ziehe ich diesmal nicht der alten Übersetzung von 1966 (Elisabeth Schnack; Annemarie und Heinrich Böll) vor, weil sie den Originalwortlaut zwar exakter wiedergibt, aber genau deswegen ein umständlicheres und weniger natürliches Deutsch fabriziert.


J. D. Salinger
, „Franny und Zooey“, 124 (tb) bzw. 242 Seiten     5
Zwei Erzählungen, “Franny and Zooey”, 1961

  • Mein Lieblingsbuch von Salinger, in dem drei Personen der neunköpfigen Glass-Familie direkt, und die übrigen sechs indirekt auftreten. Erzählt werden zwei miteinander in Beziehung stehende Episoden aus dem Jahr 1955, und ein ganzes Drittel des Buches spielt im Glass’schen Badezimmer, ohne daß irgendjemand aufs Klo müßte.
  • Auch hier gefällt mir die alte Übersetzung von Annemarie und Heinrich Böll aus dem Jahr 1963 deutlich besser als die sprachlich einfach weniger elegante von Eike Schönfeld aus dem Jahr 2007.


J. D. Salinger
, „Hebt den Dachbalken hoch, Zimmerleute und Seymour wird vorgestellt“, 136 (tb) bzw. 250 Seiten     4
Zwei Erzählungen, “Raise High the Roof Beam, Carpenters and Seymour: an Introduction”, 1963

  • Mehr über einige Mitglieder der Familie Glass.
  • Und auch bei diesem Buch ziehe ich die alte Böll’sche Übersetzung vor.


J. D. Salinger
, „Hapworth 16, 1924“     3
Erzählung, 1965

  • Diese letzte Veröffentlichung von Salinger ist nur ein einziges Mal in englischer Sprache im Juni 1965 in der Zeitschrift „The New Yorker“ abgedruckt worden und stellt einen Brief des 7jährigen Seymour Glass aus dem Ferienlager an seine Eltern und Geschwister dar. Der Autor verwahrte sich anschließend dagegen, die Story noch einmal woanders erscheinen zu lassen. // Mein Freund Ralph hat mir in den 80er Jahren eine Kopie dieser Geschichte zum Geburtstag geschenkt, nachdem er die Ausgabe des New Yorker vom 19. Juni ’65 einfach per Fernleihe in der Stadtbibliothek geordert hatte.

 

Über Salinger:

David Shields / Shane Salerno, „Salinger – Ein Leben“, 714 Seiten     5
Biographie, “Salinger”, 2013

  • Ein beeindruckendes Buch, das seine Geschichte fast ausschließlich in Zitaten erzählt, die ursprünglich „nur“ für einen Dokumentarfilm über Salinger gesammelt worden waren.


Kenneth Slawenski
, „Das verborgene Leben des J. D. Salinger“, 409 Seiten     4,5
Biographie, “J. D. Salinger. A Life Raised High”, 2010


Ian Hamilton
, „Auf der Suche nach J. D. Salinger“, 275 Seiten    
3
Biographie, “In Search of J. D. Salinger”, 1988

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José Saramago, „Die Stadt der Blinden“, 399 Seiten     4,5
Roman, “Enaio sobre a Cegueira”, 1995

  • Keine „schöne“ Geschichte [was geschieht, wenn man zweihundert über Nacht erblindete Menschen gemeinsam irgendwo einsperrt und dann sich selbst überläßt?], aber stilistisch hervorragend und so spannend geschrieben, daß ich – obwohl die Handlung nach 200 Seiten doch recht brutal geworden war – einfach nicht aufhören konnte, weiterzulesen.

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William Saroyan, „Der waghalsige junge Mann auf dem fliegenden Trapez“, 276 Seiten     4
Erzählungen, “The Daring Young Man on the Flying Trapeze”, 1934

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Sam Savage, „Firmin – Ein Rattenleben“, 214 Seiten     4
Roman, “Firmin. Adventures of a Metropolitan Lowlife”, 2006

  • Hier ist der Begriff “Leseratte” einmal wörtlich genommen worden. Erzählt wird, wie sich eine Ratte, die eigentlich lieber ein Mensch wäre, neben dem Lesen von Büchern mit der Koexistenz und der Kontaktaufnahme von Tier und Mensch zurechtfindet: Auf Wiedersehen Reißverschluß! // Handlungsschauplatz: Boston in den 1960er Jahren.

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Frank Schätzing, „Der Schwarm“, 998 Seiten     4,5
Science-Fiction-Spannungs-Roman, 2004

  • Ich mag eigentlich keine auf Spannung aufgebauten Schmöker wie die von Dan Brown und Co., und auch diesen hätte ich wohl nicht gelesen, wenn er nicht (a) das Science-Fiction-Element besessen hätte und (b) nicht von einem Deutschen verfaßt worden wäre. Das letzte Viertel hat mir nicht mehr so gut gefallen [zu viel Action], aber insgesamt bin ich sehr gut unterhalten worden. War allerdings auch froh, als ich damit durch war und mich wieder anderen Büchern mit vielschichtigeren Charakteren und echterem Leben zuwenden konnte.

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Arno Schmidt

  • Als ich 1984 (von Rammi geschenkt bekommen) zum ersten Mal ein Buch von Arno Schmidt (1914-1979) in die Hand bekam, war das eine echte Offenbarung für mich, denn noch nie hatte mich der Schreibstil eines deutschsprachigen Schriftstellers dermaßen angemacht und begeistert. Und als mein Vater diesen Wortakrobaten dann auch noch als totalen Spinner abtat, wurde er Schmidt mir dadurch eigentlich nur noch sympathischer. Doch es ist schon etwas dran an der These, daß man Arno Schmidt nur entweder lieben oder bescheuert finden kann. Ein Mittelweg ist tatsächlich schwer vorstellbar. Schmidt benutzt die deutsche Sprache und Orthographie auf so besondere Art und Weise, daß ich seine meist etwas hochnäsigen und besserwisserischen Alter-ego-Protagonisten dafür jedoch liebend gern in Kauf nehme, und ich habe mich sogar mal durch sein Monsterwerk „Zettels Traum“ (1970) gearbeitet, das mit seinen umgerechnet ca. 5000 Normalbuchseiten schon eine echte Energieleistung des Lesers erfordert, insgesamt aber wohl doch eher etwas für absolute Hardcore-Fans sein dürfte.


Arno Schmidt
, „Leviathan oder Die beste der Welten“, 22 Seiten     4,5
Erzählung, 1949


Arno Schmidt
, „Schwarze Spiegel“, 61 Seiten     4,5
Kurzroman, 1951

  • Der letzte Überlebende des dritten Weltkrieges durchstreift mit einem Fahrrad (mit Vollgummireifen) die menschenleere norddeutsche Landschaft zwischen Hamburg und Soltau. // Diese Erzählung gibt es mit „Leviathan“ zusammen auch als Taschenbuch sowie in gebundener Form unter dem Titel „Nobodaddy’s Kinder“, das außer „Schwarze Spiegel“ auch noch „Aus dem Leben eines Fauns“ (1953) und „Brand’s Haide“ (1951) enthält – dafür aber keinen „Leviathan“.


Arno Schmidt
, „Das steinerne Herz“, 160 Seiten     4,5
Roman, 1956

  • Der Untertitel lautet: „Historischer Roman aus dem Jahre 1954 nach Christi“.


Arno Schmidt
, „Die Gelehrtenrepublik“, 133 Seiten     4,5
Roman, 1957


Arno Schmidt
, „Kaff auch Mare Crisium“, 275 Seiten     4,5
Roman, 1960

  • Spielt in einem norddeutschen Kaff (nach dem Zweiten Weltkrieg), sowie auf dem Mond (nach dem dritten), wo sich zwei kleine Kolonien überlebender Amerikaner und Russen das Leben gegenseitig nicht gerade leichter machen.

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Ben Schott, „Schotts Sammelsurium“, 158 Seiten     4,5
Gesammelte Listen, “Schott’s Original Miscellany“, 2002

  • Listen, Listen, Listen. Von Bond-Girls über Länder mit Linksverkehr, unzeitigen Toden von Popstars, Rittern der Tafelrunde, Windstärken, chinesischen Tierkreisjahren und mehr, mehr, mehr.


Ben Schott
, „Schotts Sammelsurium Sport, Spiel & Müßiggang“, 160 Seiten     4

Gesammelte Listen, “Schott’s Sporting, Gaming & Idling Miscellany”, 2004

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Frank Schulz, „Onno Viets und der Irre vom Kiez“, 367 Seiten     5
Roman, 2012

  • Wilde Wortgewandtheit und schräger Humor sind ja bereits von seiner “Hagener Trilogie” [Kolks blonde Bräute (1991), Morbus fonticuli oder Die Sehnsucht des Laien (2001), Das Ouzo-Orakel (2006)] her bekannt, aber jetzt setzt der Autor mit “Schulz goes Thriller” (oder so) noch einen drauf.
  • Aber Vorsicht: Wer einen sprachlich normalen und auf den üblichen Spannungselementen aufgebauten Kriminalroman erwartet, dürfte von diesem Buch vermutlich enttäuscht werden. Is’ wohl doch nix für Mainstreamsurfer.

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Georges Simenon

  • Von Georges Simenon (1903-1989) gibt es mehr als zweihundert (in der Regel zwischen 150 und 220 Seiten starke) Romane, die in zwei Gruppen unterteilt werden können. Zum einen sind da die Bücher mit dem berühmten Kommissar Maigret in der Hauptrolle, und dann halt noch die anderen, die sogenannten Non-Maigrets.
  • Die 75 Maigret-Romane sind – laut Simenon – nur Nebenprodukte gewesen, die er zur „Entspannung“ geschrieben hat, doch würde ich allen trotzdem mindestens 4 Sternchen geben. Und obwohl ich überhaupt kein Krimifan bin, liebe ich diese Bücher, denn in ihnen geht es nicht so sehr darum, wer letztendlich das Verbrechen begangen hat, sondern viel mehr darum, was den Täter eigentlich dazu gebracht hat. Aber das Wichtigste in diesen Büchern ist die berühmte „Simenon’sche Atmosphäre“, die Schilderung des Lebens der Menschen, in deren Umfeld Maigret ermittelt (der es im Gegensatz zu Derek oder so mit meist eher nicht so gut betuchten Leuten zu tun hat), und es ist wirklich ein großes und unterhaltsames Vergnügen, in diese speziellen, kleinen Welten der großen Stadt Paris einzutauchen, die man im Laufe der Lektüre langsam immer besser kennenzulernen und zu begreifen beginnt. // Nebenbei bemerkt: die berühmte Brasserie Dauphine auf der durchaus existenten Place Dauphine neben dem Polizeipräsidium, aus der Maigret während seiner Verhöre so häufig belegte Brote und Bier für sich und seine „Kunden“ hat liefern lassen, gibt es gar nicht – ich bin 1981 mal dort gewesen und habe nachgesehen.
  • Die ca. 140 Non-Maigret-Romane spielen häufig in einem Zeitraum von nur wenigen Tagen, in denen ein „normaler“ Mensch in eine für ihn außergewöhnliche Situation gerät, die sich meistens zu einer größeren Krise entwickelt, und die Schilderung dessen, was sich dabei in der Psyche des Protagonisten abspielt und wie die Handlung sich ohne irgendwelche „Kriminaltricks“ weiterentwickelt, ist die große Kunst von Simenon. Ich würde diese Romane durchweg mit 4 bis 5 bewerten und wähle hier einfach mal ein paar mir besonders gut in Erinnerung gebliebene Titel als Lesetips aus:
  • „Die Fantome des Hutmachers“ [von Claude Chabrol auch hervorragend verfilmt], „Die Unbekannten im eigenen Haus“, „Die Glocken von Bicêtre“, „Der kleine Heilige“, „Der große Bob“, „Der kleine Mann von Archangelsk“, „Der Mann mit dem kleinen Hund“, „Das blaue Zimmer“, „Die Katze“, „Die Verlobung des Monsieur Hire“, „Das Testament Donadieu“, „Der Mann, der den Zügen nachsah“, „Die Wahrheit über Bébé Donge“, „Die grünen Fensterläden“, „Bellas Tod“, „Im Falle eines Unfalls“…
  • Neben seinen vielen Romanen hat Simenon auch noch einige autobiographische Bücher verfaßt, von denen ich besonders „Als ich alt war“ schätze, das sein Leben in den Jahren 1960 und 1961 beschreibt.


Georges Simenon
, „Sämtliche Maigret-Geschichten“, 1078 Seiten     4,5
Erzählungen, “Tout Maigret. Les nouvelles”, 2008

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Dan Simmons, „Hyperion“, 673 Seiten     5
Science-Fiction-Roman, “Hyperion”, 1989

  • Als ich in den 60er Jahren mit Perry-Rhodan-Heften und Hans-Dominik-Romanen Bekanntschaft geschlossen habe, bin ich Science-Fiction-Fan geworden. Trotzdem ist ab den 70er Jahren aber die „richtige“ Literatur sehr viel wichtiger für mich geworden, was wohl auch damit zu tun hatte, daß die meisten Science-Fiction-Autoren stilistisch nicht gerade in der 1. Liga spielten. Aber ich entdeckte auch mich äußerst faszinierende Ausnahmen wie Ray Bradbury, Stanislaw Lem und Kurt Vonnegut, und einige Jahre später auch noch William Gibson. Und um die Jahrtausendwende herum ist noch ein weiterer Name hinzugekommen: Dan Simmons, und sein Hyperion ist in meinen Augen ein wirkliches Meisterwerk, obwohl es eigentlich nur die Hauptfiguren (aber was sind das für Lebensgeschichten!) des nachfolgenden Bandes “Der Sturz von Hyperion” vorstellt.


Dan Simmons
, „Der Sturz von Hyperion“, 750 Seiten     4,5
Science-Fiction-Roman, “The Fall of Hyperion”, 1990

  • Die Fortsetzung von „Hyperion“. (Beide Hyperion-Romane gibt es bei Heyne auch in einem Band: „Die Hyperion-Gesänge“.)


Dan Simmons
, „Pforten der Zeit“, 570 Seiten     4,5
Science-Fiction-Roman, “Endymion”, 1995

  • Die Endymion-Romane bilden die Fortsetzung der Hyperion-Romane.


Dan Simmons
, „Die Auferstehung“, 750 Seiten     4,5
Science-Fiction-Roman, “The Rise of Endymion”, 1997

  • Fortsetzung von „Pforten der Zeit“. (Beide Romane gibt es bei Blanvalet auch in einem Band: „Endymion“.)


D
an Simmons, „Welten und Zeit genug“ (alter deutscher Titel), „Helix“ (neuer deutscher Titel, aber derselbe Inhalt), 330 Seiten     3,5
Science-Fiction-Erzählungen, “Worlds Enough & Time”, 2002


Dan Simmons
, „Ilium“, 828 Seiten     5
Science-Fiction-Roman, 2003

  • Wie ist es möglich, auf diversen Planeten und Monden unseres Sonnensystems sowohl Außerirdische, letzte (sich nur amüsieren wollende kunst- und bücherlose) Menschen, die klassischen griechischen Götter des Olymp, von geheimnisvollen “Nachmenschen” erschaffene empfindungsfähige biomechanische Wesen sowie den kompletten antiken Kampf um Troja mit allem Drum und Dran in derselben Zeitebene – etwa 3000 Jahre in der Zukunft – existieren zu lassen? Fragt mich nicht, aber laßt euch gesagt sein, daß Dan Simmons dies ganz locker auf phantastische Art und Weise unter einen Hut bekommt. Was für ein Lesevergnügen!


Dan Simmons
, „Olympos“, 957 Seiten     4,5
Science-Fiction-Roman, 2005

  • Die Fortsetzung von „Ilium“.


Dan Simmons
, „Flashback“, 636 Seiten     4
Science-Fiction-Roman, 2011

  • Ein Krimi im Science-Fiction-Gewand, der im Jahr 2036 in einer Welt (Hauptschauplätze: Denver und Los Angeles) spielt, die große wirtschaftliche und politische Veränderungen durchgemacht hat. Eine wichtige Rolle hat dabei eine Droge namens Flashback gespielt, die es dem Konsumenten ermöglicht, sämtliche im Gehirn gespeicherten Erinnerungen in allen Einzelheiten aufs intensivste nacherleben zu können. Würde man da nicht auch in Versuchung geraten, wenn man gedanklich nach Belieben wieder jung sein und beispielsweise den besten Sex seines Lebens noch einmal, oder noch hundertmal, wiedererleben könnte? Und kann man sich nicht gut vorstellen, daß eine von dieser Droge unterwanderte Gesellschaft langsam aber sicher kein Interesse mehr an der allgemeinen Zukunft, sondern nur noch an den schönsten oder aufregendsten Momenten der eigenen Vergangenheit hätte und deshalb alles langsam aber sicher den Bach runtergeht? Und dann bekommt ein flashbacksüchtiger ehemaliger Polizist das Angebot für einen quasi unmöglich zu erfüllenden Auftrag, dessen Honorar es ihm aber ermöglichen würde, ganze Monate lang auf Flashback wieder mit seiner bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommenen Frau zusammenzusein, und so nimmt er den Fall also an.

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Betty Smith, „A Tree Grows In Brooklyn“, 622 Seiten     5
Roman, “A Tree Grows In Brooklyn”, 1943

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Bruce Springsteen, „Born to Run“, 668 Seiten     5
Autobiographie, 2016

  • Die meisten selbstgeschriebenen (oder mit Ghostwriterhilfe verfaßten) Rockmusiker-Erinnerungen finde ich (mit Ausnahme derer von Pete Townshend und Keith Richards) ziemlich öde. Egal ob von Eric Clapton, Steven Tyler, Ozzy Osbourne und so weiter: Die ersten Jahre vor dem Musikmachen werden dort eher uninspiriert geschildert, und nach dem großen Ruhm werden dann jede Menge Alkohol- und Drogenexzesse sowie Star-Anekdoten zum besten gegeben, die dem bislang bekannten Porträt des Menschen und Musikers aber kaum neue Aspekte hinzuzufügen vermögen.
  • Das ist in diesem Buch anders, unter anderem auch deshalb, weil Springsteen kaum etwas mit Alkohol und Drogen zu tun gehabt hat (er hatte es nicht als sinnvoll erachtet). Und gleich schon die ersten Kapitel über seine Vorfahren und seine Welt als Kind und Jugendlicher haben mich davon überzeugt, es auch beim Buchautor Springsteen mit einem hervorragenden Geschichtenerzähler zu tun zu haben, der ganz genau weiß, was er tut … und deshalb natürlich auch keinen Ghostwriter benötig.
  • Ich bin vorher kein großer Springsteen-Fan gewesen, was sich während der Lektüre dieses Buches tatsächlich etwas geändert hat, da ich eine Menge Respekt vor dem Menschen und Künstler Bruce Springsteen bekommen habe, der mir tiefe Einblicke in seine Fühl- und Denkweise gestattet hat und für mich nun ein wirklich faßbarer Mensch geworden ist, während er vorher nur Der Boß war, das übliche imagetriefende Abbild eines Rockstars eben.

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John Steinbeck, „Tortilla Flat“, 186 Seiten     3,5
Roman, 1935

  • Weshalb ausgerechnet dieses Steinbeck-Buch in der ansonsten sehr schönen SZ-Bibliothek erschienen ist, ist mir ein Rätsel. Ich finde den Roman viel zu seicht und wegen der mangelnden Tiefe in der Schilderung seiner Charaktere auch ziemlich langweilig.


John Steinbeck
, „Die Straße der Ölsardinen“, 185 Seiten     5
Roman, “Cannery Row“, 1945

  • Eins meiner 5 Lieblingsbücher. Zwar nicht so tiefgründig wie „Früchte des Zorns“, „Von Menschen und Mäusen“ oder „Jenseits von Eden“, aber gegen Liebe ist man ja bekanntlich machtlos, ne? // Hat mit der gleichnamigen Verfilmung mit Nick Nolte aber nicht mehr besonders viel zu tun, da diese vor allem auf der Fortsetzung (Wonniger Donnerstag) beruht und auch sonst nicht an die magische Atmosphäre der Buchlektüre heranreicht.


John Steinbeck
, „Jenseits von Eden“, 572 Seiten    
5
Roman, “East of Eden”, 1952

  • Wer nur den gleichnamigen Film mit James Dean kennt, kennt nur das letzte Viertel des Buches. // Der Romantitel bezieht sich auf eine Stelle aus der Bibel, und die Hauptthematik des Buches hat viel mit der Kain-und-Abel-Geschichte zu tun [deshalb auch die nur mit A und C beginnenden Vornamen der Protagonisten]. Erzählt wird [neben der Chronik der Hamiltons = Steinbecks Vorfahren] die Lebensgeschichte von Adam Trask [dem Vater der James-Dean-Figur] und dessen nicht immer ganz einfachen Beziehungen zu seinem Vater Cyrus, seiner Stiefmutter Alice, seinem Halbbruder Charles, seiner Frau Cathy und seinen Söhnen Aaron und Caleb. Die Handlung spielt überwiegend in Connecticut und Kalifornien der Jahre 1862 – 1918.


John Steinbeck
, „Wonniger Donnerstag“, 254 Seiten     4
Roman, “Sweet Thursday”, 1954

  • Eine Fortsetzung von „Straße der Ölsardinen“, die vor allem wegen ihrer Liebesgeschichte zum Hauptteil der Hollywood-Ölsardinen-Verfilmung geworden ist.


John Steinbeck
, „Meine Reise mit Charley“, 205 Seiten     4
Reisebeschreibung, “Travels with Charley”, 1962

  • Weil Steinbeck von Amerika vor allem New York kannte, New York aber so wenig mit Amerika zu hat wie Berlin mit Deutschland, machte er sich zu Anfang der 60er Jahre mit seinem Hund Charley in einem Wohnwagen auf eine dreimonatige Entdeckungsreise durch verschiedene Staaten seines Heimatlandes.

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André Stern, „…und ich war NIE in der Schule“, 183 Seiten     5
Autobiographischer Bericht, 2009

  • Stern berichtet, wie (und was) er als Kind, nur seinen eigenen Interessen folgend, gelernt hat, ohne schulischen Zwängen unterworfen worden zu sein (da es in Frankreich keine Schulpflicht gibt). // Kein Buch gegen das Schulwesen, sondern eines, das Denkanstöße zu Kindern und deren Lernfähigkeiten und -verhalten vermitteln kann.

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Neal Stephenson, „Snow Crash“, 531 Seiten     3,5
Science-Fiction-Roman, 1992

  • Sehr schnell, bildgewaltig und actionreich erzählt, doch habe ich nach der Hälfte des Buches leider nicht mehr verstanden, worum es eigentlich ging.


Neal Stephenson
, „Diamond Age – Die Grenzwelt“, 575 Seiten     3
Science-Fiction-Roman, “The Diamond Age or, A Young Lady’s Illustrated Primer”, 1995

  • Eine seltsame Geschichte mit nicht besonders ausgeprägtem Rückgrat.


Neal Stephenson, „Cryptonomicon“, 1171 Seiten     4,5
Roman, 1999

  • Ein moderner Abenteuer-Spionage-und-was-weiß-ich-nicht-sonst-noch-alles-Schmöker, wie man ihn sich als Leser für die Ferien oder trübe Wintertage nicht besser wünschen könnte. // Spielt in den 40er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts und reicht von im Zweiten Weltkrieg verschollenen Goldbarren bis zu deren Wiederentdeckung beim Einrichten eines Internet-Daten-Hafens in Asien.


Neal Stephenson
, „Quicksilver“, 1130 Seiten     4,5
Roman, 2003

  • Erster Teil der Barock-Trilogie. // Spielt in Europa in der letzten Hälfte des 17. Jahrhunderts, und außer Isaac Newton und Gottfried Wilhelm Leibniz kommen auch noch illustre Haufen verrückter Alchimisten, königliche Herrscher, sowie Männer und Frauen des „einfachen“ Volkes vor und breiten eine derart farbige und vor Ereignissen brodelnde Welt aus, daß man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt.


Neal Stephenson
, „Confusion“, 1014 Seiten     4,5
Roman, “The Confusion”, 2004

  • Zweiter Teil der Barock-Trilogie. // Und wieder scheinen sich Thomas Pynchon, T.C. Boyle und Karl May zusammengetan zu haben, um eine zu Ende des 17. Jahrhunderts spielende, leicht überbordende Abenteuergeschichte herauszuhauen.


Neal Stephenson
, „Anathem“, 1023 Seiten     4,5
Science-Fiction-Roman, 2008

  • Ein im Vergleich zu „Cryptonomicon“ und der Barock-Trilogie recht ruhiges Buch, das einem viel Zeit läßt, um eine erdähnliche aber doch zweifelsfrei außerirdische Welt so gut kennenzulernen, daß man sogar Gefahr läuft, Wörter der arbrischen Sprache in seinen Wortschatz aufzunehmen.

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Robert Louis Stevenson, „Die Schatzinsel“, 295 Seiten     5
Jugendbuch/Roman, “Treasure Island”, 1883

  • „Die Schatzinsel“ ist das Buch, das ich in meinem Leben bisher am häufigsten (ca. 10 Mal) gelesen habe, von dem ich auch die meisten verschiedenen Ausgaben besitze (8 Stück an der Zahl) und welches definitiv eins meiner absoluten Lieblingsbücher ist. Und die tolle ZDF-Vierteiler-Verfilmung von 1966 [Regie: Wolfgang Liebeneiner / mit Michael Ande als Jim Hawkins / seit 2005 auch als DVD erhältlich] hat bestimmt auch das ihrige zu meiner lebenslangen Schwärmerei beigetragen. Und selbst im 21. Jahrhundert bricht ungefähr alle 5-7 Jahre (meistens zwischen Weihnachten und Neujahr, weil ich dann von so gut wie niemandem gestört werde) in Pelikanesien noch das Schatzinselfieber aus. Und seit 1996 ist das Lesevergnügen sogar noch größer geworden, weil ich dann gleich noch „Long John Silver“ von Björn Larsson [Kritik siehe dort] hinterherschieben kann.

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Danny Sugerman, „Wonderland Avenue“, 456 Seiten     4,5
Autobiographischer Roman, 1989

  • Keine Doors-Biographie, sondern ein Buch über die Erlebnisse von Danny Sugerman, der 1967 als Dreizehnjähriger die Doors persönlich kennenlernt und von da an für ein „normales“ Leben verloren ist. In seinem Bemühen, Jim Morrison nahe zu sein, beginnt er für die Band zu arbeiten (zuerst als Fanpostverwalter und zuletzt als Ray Manzareks Manager) und gerät dabei mit der Zeit immer tiefer in den Sex-, Drugs- und Rock’n’Roll-Sumpf. Seine Drogen- und besonders Heroinsucht, die ihn, noch bevor er einundzwanzig Jahre alt ist, fast ruiniert, wird äußerst realistisch und somit abschreckend dargestellt, und der Autor gibt erzählerisch schon ziemlich Gas, was auch in der flotten Übersetzung von Denis „Vertrauen-Sie-mir-ich-weiß-was-ich-tue“ Scheck erhalten geblieben ist.

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Donna Tartt, „Der Distelfink“, 1022 Seiten     5
Roman, “The Goldfinch”, 2013

  • Ein Bestseller – trotzdem sehr gut.

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Walter Tevis, „Das Damengambit“, 414 Seiten     5
Roman, “The Queen’s Gambit”, 1983

  • Den Namen Walter Tevis (1928-1984) habe ich zum ersten Mal 2021 vernommen, als ich irgendwo las, daß die hochgelobte neue Miniserie “Das Damengambit” nach dessen Romanvorlage gedreht worden sei. Und weil ich (a) ein Schachfan bin und (b) Romane weitaus mehr als ihre Verfilmungen liebe (egal wie gut die sind), hat es nicht lange gedauert, bis ich Tevis’ Buch in Händen hielt und zu lesen begann. Und ich habe es regelrecht verschlungen (da mußte sogar das Kücheaufräumen und -putzen um zwei ganze Tage verschoben werden). In keinem anderen mir bekannten belletristischen Werk, in dem Schachspieler die Hauptfiguren sind, werden die Gedanken des Spielers (in diesem Fall einer Spielerin im Alter von 8 bis 19 Jahren) während einer Partie derart klug und nachvollziehbar dargestellt, und irgendwann meinte ich tatsächlich, nebenbei auch noch etwas Neues (obwohl ich bereits einige Jahre mal im Verein gespielt hatte) über Schach gelernt zu haben.
  • Tevis’ Schreibstil ist sehr “filmisch”, mit eingängigen Bildern und auf das Wesentliche der Handlung konzentrierten Zeitsprüngen, so daß es mich überhaupt nicht gewundert hat zu erfahren, daß drei seiner anderen fünf Romane bereits die Vorlage zu erfolgreichen Filmen geliefert hatten:
    • Haie der Großstadt (1961 – mit Paul Newman)
    • Die Farbe des Geldes (1986 – mit Paul Newman und Tom Cruise)
    • Der Mann, der vom Himmel fiel (1976 – mit David Bowie)

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Jürgen Theobaldy, „Sonntags Kino“, 154 Seiten     4,5
Roman, 1987

  • Über das Jung-Sein in einer deutschen Stadt in den frühen 1960er Jahren, mit dem Gefühl von einerseits zwar noch alles vor sich zu haben, andererseits aber dennoch bereits irgendwie verloren zu sein.

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Dylan Thomas, „Unter dem Milchwald“, 95 Seiten     5
Hörspiel, “Under Milk Wood”, 1953/54

  • Tolle Prosa. Allein schon der erste Satz: >Anfangen, wo es anfängt: Es ist Frühling, mondlose Nacht in der kleinen Stadt, sternlos und bibelschwarz, die Kopfpflasterstraßen still, und der geduckte Liebespärchen- und Kaninchenwald humpelt unsichtbar hinab zur schlehenschwarzen, zähen, schwarzen, krähenschwarzen, fischerbootschaukelnden See<. // Anmerkung 1: Und das ist nur die deutsche Übersetzung. – Anmerkung 2: Jetzt wißt ihr auch, woher King Crimson den Titel für eine seiner Platten hat: Starless and Bible Black.

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Henry David Thoreau, „Walden“, 323 Seiten     4,5
Autobiographischer Bericht, “Walden: or, Life in the Woods”, 1854

  • Im Jahr 1845 beginnt Thoreau ein Experiment, als er sich an einem einsamen Waldsee ein Blockhaus zimmert und dort als „Aussteiger“ zweieinhalb Jahre lang ohne Job oder festes Einkommen lebt. Dies sind die Aufzeichnungen seiner Erfahrungen aus dieser Zeit.

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J. R. R. Tolkien, „Das Silmarillion“, 404 Seiten     4,5
Erzählungen, “The Silmarillion”, 1977

  • Auch ich bin ein Fan der „Herr der Ringe“-Trilogie, möchte an dieser Stelle aber lieber auf ein anderes Tolkien-Buch ein, das ich erst in den 90er Jahren kennengelernt habe. Es schildert die frühesten Ereignisse in der (aus dem Herrn der Ringe bekannten) Mittelerde-Welt, und meine anfängliche Sorge, daß dieses postum veröffentlichte Buch nur ein weiteres aus der Reihe von Skrupelloser Leichenfledderei sein könnte, hat sich in keiner Weise bewahrheitet, weil die Geschichten – wenn man den Herrn der Ringe mag – einfach nur wirklich gut sind. Im Buch enthalten sind auch noch 2 Landkarten, 5 Stammbäume und ein 62seitiges Namensregister.

 

Über J. R. R. Tolkien:

Humphrey Carpenter, „J.R.R.Tolkien – Eine Biographie“, 315 Seiten     4
Sachbuch, “Tolkien – A Biography”, 1977

  • Dieses Buch wartet mit einer Vielzahl von Informationen auf, die auch jene Leser befriedigen sollte, die mehr über die Erschaffung von „Der Herr der Ringe“ erfahren möchten, den Tolkien erst im Alter von 45 Jahren zu schreiben begonnen hat. Eigentlich ging alles aber schon dreißig Jahre früher los, als der junge Tolkien sich für Sprachen zu interessieren begann und dann auch mehrere selbst erfand, wie Elbisch zum Beispiel, das er später sogar dazu benutzte, um seine Tagebucheintragungen zu machen. Und nachdem die Sprachen erst einmal entwickelt waren, lag die Frage nahe, welche Phantasiefiguren diese Phantasiesprachen wohl gesprochen haben könnten und wie die Geschichte der Völker dieser Figuren ausgesehen haben mochte, und so kam eins zum anderen und wir zu guter Letzt in den Genuß, in diese große, gut durchdachte mythologische Welt von Mittelerde eintauchen zu können – in diese so gut durchdacht, daß die Elben in der Herr-der-Ringe-Verfilmung von Peter Jackson auch wirklich das Elbisch sprechen, das Tolkien einst erschaffen hatte.

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Lew Tolstoi, „Krieg und Frieden“, 2131 Seiten (2 Bände)     5
Roman, 1868/69 

  • Dieses gewaltige Werk habe ich zum ersten Mal mit 26 gelesen und zum zweiten Mal mit 65. Beim zweiten Mal hatte ich mir vorgenommen, einfach mittendrin aufzuhören, wenn mich die Lektüre (wegen ihres doch einschüchternden Umfangs) irgendwann ermüden würde, doch fand ich’s (17 Wochen lang bei einer täglichen Lesestunde am Morgen) einfach nur klasse.
  • Die Handlung spielt 1805 bis 1812 in Rußland, also zu Zeiten der Kriege gegen Napoleon.
  • Tolstoi hatte seinem Verleger übrigens verboten, dieses Werk als “Roman” zu betiteln, da es neben der belletristischen Seite auch einige geschichtliche, militärische und philosophische Überlegungen enthält.
  • Ich empfehle die (auch noch mit vielen Zusatzerklärungen versehene) Übersetzung von Barbara Conrad: 2010 als gebundenes Buch im Carl Hanser Verlag, 2011 als Taschenbuch im dtv Verlag erschienen.

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John Kennedy Toole, „Ignaz oder Die Verschwörung der Idioten“, 430 Seiten     4
Roman, “A Confederacy of Dunces”, 1980

  • Ein ziemlich abgedrehtes Teil, das in Amerika so was wie ein Kultbuch geworden ist, wobei wohl auch der Umstand eine Rolle spielt, daß sein Autor, von einer jahrzehntelangen vergeblichen Verlegersuche entmutigt, mit 32 Jahren Selbstmord beging. Und als das Buch dann (was nur der Hartnäckigkeit von Tooles Mutter zu verdanken war) 11 Jahre später in einem kleinen Verlag herauskam, war sein Erfolg so gewaltig, daß dem Autor postum noch der Pulitzer Preis dafür verliehen worden ist. Dennoch ist der Humor des Autors bestimmt nicht jedermanns Sache.

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Pete Townshend, „Who I Am“, 554 Seiten     5
Autobiographie, 2012

  • Die Musikerautobiographie, die mich von allen gelesenen bisher (neben denen von Bruce Springsteen und Keith Richards) am meisten beeindruckt hat. Ich bin kein übermäßig großer Who-Fan, seit diesem Buch aber ein echter Townshend-Fan.

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Tetjus Tügel, „Gold im Nebel“, 324 Seiten     2
Roman, 1946

  • In den 70er Jahren im Braun’schen Anitquariat entdeckt, haben mich die ersten beiden Sätze dieses Buches [„Ein großer grauer Vogel mit gekrümmtem Hals rudert durch die unbegrenzte Weite zwischen Himmel und Erde. Alles ist so unendlich und groß, daß das viele gleißende Licht der Sonne unter ihm zusammenschlägt.“] sofort davon überzeugt, das schwülstige Machwerk zu meinem eigenen Amüsement für 20 Pfennig erwerben und als Negativbeispiel in mein Bücherregal stellen zu müssen. Als ich anschließend damit ins Eschhaus kam und Hansjürgen Bott meinen neuesten Fund präsentierte, war er so begeistert von dessen schmalzigem Wortschwall, daß er spontan einige Passagen daraus vorzulesen begann, was mich schließlich dazu bewog, ihm das Buch mit 10 Pfennig Gewinn weiterzuverkaufen. Als ich das Geschäft später jedoch zu bereuen begann, wollte er das Buch einfach nicht mehr hergeben, so daß ich dann noch geraume Zeit warten mußte, bis ich es irgendwo auf einem Flohmarkt schließlich erneut – für diesmal allerdings schon 50 Pfennig – ergattern und also doch noch (wenn auch wohl auf ewige Zeiten von mir ungelesen) meiner Büchersammlung einverleiben konnte.

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Mark Twain, „Tom Sawyers Abenteuer“, 239 Seiten     4,5
Jugendbuch, “The Adventures of Tom Sawyer”, 1876

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Stephen Vizinczey, „Der unschuldige Millionär“, 514 Seiten     4,5
Roman, “An Innocent Millionaire”, 1983

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Kurt Vonnegut

  • Genau wie bei Faulkner traue ich mich auch bei Vonnegut (1922-2007) nicht richtig, seine Werke einzeln zu bewerten, weil mir als großem Fan womöglich nicht genug Objektivität verbleibt, um nicht auch die weniger gelungenen Bücher zu sehr zu loben. Deshalb erst mal was Allgemeines über den Autor:
  • Kurt Vonnegut hat eine recht eigene Art zu schreiben, die sich nicht nur im Stil, sondern auch in der Themenauswahl zeigt. Wenn man ihn als Science-Fiction-Schriftsteller bezeichen wollte, wäre das nicht ganz falsch, aber auch häufig nicht ganz richtig, weil viele seiner Romane fast normal sind, mit nur zusätzlich noch einer gewissen Science-Fiction-Ebene. Wer Lem, Bradbury oder Simmons mag, muß bei Vonnegut mit einer ganz anderen Herangehensweise rechnen. Und wenn die dann, wie in seinem letzten großen Buch „Zeitbeben“, mal nicht so richtig funktioniert, zeigt sich erst die wahre Kunst des Autors, der diesen Roman nach 10jährigem vergeblichen Bemühen um Vervollkommnung einfach beiseite gelegt und die besten Passagen auf neue (aber altbekannte vonnegutsche) Art mit autobiographischem Material erweitert nacherzählt hat und somit etwas schuf, das weder einen Roman noch eine Autobiographie im üblichen Sinn darstellt, sondern nur eben einfach einen weiteren „echten Vonnegut“. Hier noch eine kleine Liste seiner von mir besonders geliebten Bücher, an denen man ziemlich rasch herausfinden können sollte, ob man mit Vonneguts Art (auch in der englischen Bedeutung des Wortes gemeint) etwas anfangen kann oder nicht.
  • Die Sirenen des Titan“ (1959), „Katzenwiege“ (1963), „Geh zurück zu deiner lieben Frau und deinem Sohn“ (Erzählungen, 1968), „Schlachthof 5“ (1969), „Galapagos“ (1985), „Blaubart“, (1987), „Zeitbeben“ (1997).

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Über Tom Waits:

Barney Hoskyns, „Tom Waits – Ein Leben am Straßenrand“, 681 Seiten     5
Biographie, “Lowside Of The Road – A Life Of Tom Waits”, 2009

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David Foster Wallace, „Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich“, 170 Seiten     5
Essay/Bericht, “A Supposedly Fun Thing I’ll Never Do Again”, 1997

  • Über eine siebentägige Luxuskreuzfahrt. / Ich wußte gar nicht, daß es so viele Blickwinkel auf diesen Gegenstand geben könnte.


David Foster Wallace, „Der Spass an der Sache“, 1086 Seiten     45
Essays (1991-2007)

  • Sämtliche Essays dieses 2008 durch Selbstmord aus dem Leben geschiedenen Autors, aufgeteilt in die Kapitel: “Tennis / Ästhetik, Sprache und Literatur / Politik / Film, Fernsehen und Radio / Unterhaltungsindustrie / Leben”.
  • Ich habe diesem Buch eine Von-bis-Bewertung gegeben, da mich nicht alle behandelten Themen gleichermaßen interessieren und ich die mich weniger ansprechenden Beiträge ob ihrer Länge und Detailfülle doch manchmal (trotz des stets herausragenden Schreibstils) etwas zäh fand. In diesem Buch wird aber vermutlich für jeden etwas dabei sein … und die rund 150 Seiten über Tennis beispielsweise sind ganz klar das Beste, was ich je über diesen (oder überhaupt) Sport gelesen habe.


Über David Foster Wallace:

D. T. Max, „Jede Liebesgeschichte ist eine Geistergeschichte / David Foster Wallace. Ein Leben“, 416 Seiten     5
Biographie, “Every Love Story Is A Ghost Story: A Life of David Foster Wallace”, 2012

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Andy Weir, „Der Marsianer“, 509 Seiten     4,5
Sciene-Fiction-Roman, “The Martian”, 2011


Andy Weir, „Der Astronaut“, 555 Seiten     5
Science-Fiction-Roman, “Project Hail Mary”, 2021

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Benedict Wells, „Fast genial“, 322 Seiten     3,5
Roman, 2011

  • Trotzdem mir Grundidee und (Roadmovie-)Plot von Wells’ drittem Roman wirklich sympathisch gewesen sind, hat mich das Buch doch enttäuscht. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich von diesem Autor zuerst seine späteren Romane gelesen und in diesem früheren Werk offenbar schon gleich viel Tiefe und Kunstfertigkeit wie in den beiden nachfolgend aufgeführten erwartet hatte. Allerdings ist es auch interessant, eine künstlerische Entwicklung aufgezeigt zu bekommen.


Benedict Wells, „Vom Ende der Einsamkeit“, 355 Seiten     4,5
Roman, 2016

  • Der vierte Roman eines meiner jüngeren deutschsprachigen Lieblingsautoren.


Benedict Wells, „Hard Land“, 338 Seiten     5
Roman, 2021

  • Eines meiner Lieblingsbücher des aktuellen Jahrhunderts.

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Über The Who:

Christoph Geisselhart, „Maximum Rock – The Who“ (Band 1: 1944-1971), 521 Seiten     5
Biographie, 2008


Christoph Geisselhart, „Maximum Rock – The Who“ (Band 2: 1971-1978), 367 Seiten     4
Biographie, 2009


Christoph Geisselhart, „Maximum Rock – The Who“ (Band 3: 1978-2009), 451 Seiten     4
Biographie, 2009

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John Williams, „Butcher’s Crossing“, 365 Seiten     5
Roman, 1960

  • Nordamerika 1870. Ein studierter junger Mann aus Boston kommt nach Butcher’s Crossing, einen kleinen Ort am Rande der Zivilisation, um die wahre Natur des Westens kennenzulernen und schließt sich dort ein paar Büffeljägern an. // Ein realistischer „Western“, in dem allerdings weder Indianer noch Schießereien vorkommen.

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Peter Wohlleben, „Das geheime Leben der Bäume“, 218 Seiten     4,5
Sachbuch, 2015

  • Ich mag Bäume sehr. Und ich glaubte, einigermaßen zu wissen, wie sie ticken. Doch nach der Lektüre dieses Buches hatte ich das Gefühl, in eine vollkommen neue Welt eingeführt worden zu sein.

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Thomas Wolfe

  • Thomas Wolfe (1900-1938) war ein Besessener. Er hat geschrieben wie ein Verrückter und wahre Manuskriptberge angehäuft, die ohne einen Lektor wohl nie zu einem Buch geworden wären. In der Praxis hat das bei seinem zweiten Roman beispielsweise so ausgesehen: Maxwell Perkins (sein Lektor bei Scribner’s, der auch F. Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway entdeckt und betreut hat) hatte nach Durchsicht eines Manuskripts, das den doppelten Umfang von “Krieg und Frieden” besaß, einen Teil davon ausgewählt und zu einem Buch ernannt, das dann „nur noch“ (gewaltig) gekürzt und um fehlende Übergangspassagen ergänzt werden mußte.
  • Wolfe ist auf der einen Seite zweifelsohne ein Genie gewesen, hat auf der anderen aber überhaupt kein Gespür für das rechte Maß besessen, weil er einfach ZUVIEL wollte, nämlich ALLES erleben und auch ALLES beschreiben. In “Von Zeit und Fluss” heißt es irgendwo:

„Dieser Furor, der ihn [Eugene Gant: Wolfes Alter ego in diesem Roman] antrieb, so viele Bücher zu lesen, hatte nichts mit Gelehrsamkeit, nichts mit akademischen Ehren, nichts mit herkömmlichem Bildungseifer zu tun. Er war in keiner Weise ein Gelehrter und wollte auch keiner sein. Er wollte einfach über alles auf Erden Bescheid wissen; er wollte die Erde verschlingen, und die Erkenntnis, dass ihm dies nicht gelingen konnte, trieb ihn in den Wahnsinn. Und so verhielt es sich mit allem, was er tat. Mitten in einem furiosen Leseabenteuer in der imposanten Bibliothek durchbohrte ihn der Gedanke an die Straßen draußen und an die große Stadt ringsum wie ein Schwert. Dann schien es ihm, als wäre jede mit Büchern verbrachte Stunde vertan – als ereignete sich in den Straßen eben in diesem Augenblick etwas ungeheuer Kostbares, Unwiederbringliches, das ihm, könnte er es nur rechtzeitig sehen, helfen würde zu verstehen, was in ihm war – den Strom, den Quell, den Ursprung, aus dem alle Menschen und Worte und Taten und jedes Ansinnen auf dieser Erde hervorgehen.
mmmmm
Und er stürmte […] hinaus, um […] dann Stunden damit zuzubringen, durch Hunderte Straßen zu preschen und einer Million Menschen in die Gesichter zu schauen, im Bestreben, sich augenblicklich ein schlüssiges Bild von allem, was sie taten und sagten und waren, zu machen, von ihrer Million Schicksale und von der großen Stadt und der ewigen Erde und den unermesslichen und einsamen Himmeln, die sich über ihnen wölbten. Und er durchforschte die furiosen Straßen, bis Mark und Bein und Blut genug davon hatten – bis jeder einzelne Nerv seines Lebens und Denkens angespannt, zittrig und erschöpft war und ihm unter der Last von Not und Verzweiflung das Herz sank.“
mmmmm[Deutsch von Irma Wehrli]


Thomas Wolfe, „Schau heimwärts, Engel!“, 452 /
712 Seiten     5
Roman, “Look homeward, Angel!”, 1929

  • Dies ist das erste (und beste) Buch des amerikanischen Autors Thomas Wolfe (1900-1938), über den der Literaturnobelpreisträger William Faulkner einmal sagte, daß er der Größte von ihnen allen hätte werden können, wenn er nur nicht so früh gestorben wäre. // Wolfe erzählt in diesem Roman von der Kindheit und Jugend seines Alter egos Eugene Gant in North Carolina in den ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.
  • Seit 2009 gibt es diesen Roman auch im Manesse Verlag in einer hervorragenden Neuübersetzung von Irma Wehrli, der im Anhang auch noch mehr als 600 Anmerkungen und Erklärungen zu Namen, versteckten Zitaten und ähnlichem enthält.


Thomas Wolfe
, „Von Zeit und Strom“ /Von Zeit und Fluss , 973 / 1197 Seiten     4
Roman, “Of Time and the River”, 1935

  • Dieser Roman ist die Fortsetzung von „Schau heimwärts, Engel!“ und erzählt die Geschichte Eugene Gants von seinem Aufbruch nach Harvard, der ersten Zeit in New York, bis hin zu seiner ersten Europareise Mitte der 1920er Jahre. // Diesem Buch merkt man die Arbeitsweise „Lektor bestimmt die Stellen, die ein Buch ergeben können“ sehr viel deutlicher an als bei Wolfes Debutroman, so daß dieser dicke Wälzer [wenn ich recht informiert bin, ist er bei seiner Veröffentlichung im Jahr 1935 der bis dahin umfangreichste amerikanische Roman überhaupt gewesen] eher ein Buch für Fans ist, die sich nicht davon abschrecken lassen, daß zig-seitenweise überhaupt keine Handlung zu erkennen ist, sondern einfach nur Gefühle, Gedanken und Situationen beschrieben werden [siehe den Ausschnitt in der Einleitung oben].
  • Seit 2014 liegt im Manesse Verlag die (ebenfalls wieder sehr zu empfehlende) Neuübersetzung von Irma Wehrli unter dem Titel „Von Zeit und Fluss“ vor.


Thomas Wolfe
, „Geweb und Fels
“, 691 Seiten     3,5
Roman, “The Web and the Rock”, 1939

  • Postum veröffentlicht. // Weil Wolfe vorgeworfen worden war, nur autobiographisch schreiben zu können, gab er Eugene Gant kurzerhand den Laufpaß, nannte seinen neuen Protagonisten George Webber, versah ihn mit einem gänzlich anderen Familienhintergrund und fing mit dessen Geschichte einfach nochmal von vorne an, ohne indes einen komplett neuen Lebensweg für ihn zu erschaffen, so daß der Roman nach etwa 300 Seiten die Stelle erreicht, an der „Von Zeit und Strom“ endet.


Thomas Wolfe
, „Es führt kein Weg zurück“, 622 Seiten     4
Roman, “You can’t go home again”, 1940

  • Weiteres vom Lektor zusammengestelltes und postum veröffentlichtes Material mit George Webber in der Hauptrolle. Aus deutscher Sicht dürfte besonders die Schilderung von Wolfes/Webbers Besuch in Deutschland 1935 und während der Olympischen Spiele in Berlin 1936 interessant sein.


Thomas Wolfe
, „A Stone, a Leaf, a Door“, 166 Seiten    
4
Gedichte, 1945

  • Dieses nicht ins Deutsche übersetzte postum erschienene Büchlein liefert den „Beweis“ dafür, daß Thomas Wolfe ein Dichter gewesen ist, ohne jemals willentlich Gedichte geschrieben zu haben. Dieser Band versammelt einfach Abschnitte aus seinen vier Romanen, die nur noch in Zeilenform gebracht zu werden brauchten, um Lyrik von teilweise erstaunlicher Kraft und Schönheit hervorzubringen. // Dieses Exemplar hat eine Freundin von mir zu Ende der 1970er Jahre [in den grauen Vor-Internetzeiten war an solche Bücher von Duisburg aus nämlich so gut wie nicht heranzukommen] im kanadischen Vancouver mal aus der Bibliothek der „University of British Columbia“ für mich entwendet, da es in den vergangenen fünf Jahren nur zweimal ausgeliehen worden war.


Thomas Wolfe
, „Die Party bei den Jacks“, 317 Seiten    
3,5
Roman, “The Party at Jack’s”, 1995

  • Wie kann mehr als 50 Jahre nach dem Tod eines Autors ein neuer Roman desselben erscheinen? Wegen Thomas Wolfes hinterlassenen Manuskript-Massen, aus denen zwischen 1939 und 1941 ja bereits zwei Romane und ein Kurzgeschichtenband zusammengestellt worden sind, hat es mich nicht wirklich gewundert, doch ist meine anfängliche Begeisterung über die Existenz dieses „neuen“ Werkes inzwischen einer ziemlichen Enttäuschung gewichen. Denn lediglich die ersten 38 Seiten (genau ein Achtel des Buches) stellen für Wolfe-Leser tatsächlich etwas Neues dar, und der Rest besteht nur aus „Mr. Jack und seine Welt“, einem langen Kapitel des Romans „Es führt kein Weg zurück“. Einige wenige Passagen sind zwar etwas ausführlicher gestaltet, doch hatte es in dem Roman von 1940 auch ein paar Kürzungen gegeben, vor allem um Rechtsstreitigkeiten wegen zu genauer Schilderungen einiger Partygäste zu vermeiden. Da der überwiegende Teil der beiden Texte aber gleich ist, konnte ich die Neuübersetzung mit der des alten Romans vergleichen, und dabei schneidet die neue Fassung in meinen Augen leider schlechter ab. Mit dieser Veröffentlichung hat man weder Thomas Wolfe noch seinen Lesern einen Gefallen getan.

 

Und hier geht’s zur Thomas Wolfe-Bibliographie

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Über Woodstock:

siehe Rosenman/Roberts/Pilpel

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Neil Young, „Ein Hippie-Traum“, 295 Seiten     4,5
Autobiographie, “Waging Heavy Peace”, 2012

  • Endlich mal eine selbstgeschriebene Musikerbiographie ohne Hilfe und Konzeption eines Ghostwriters, die deshalb auch ein wenig sprunghaft daherkommt und auch einige andere Seiten als nur die des Musikers zeigt.

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Markus Zusak, „Die Bücherdiebin“, 586 Seiten     5
Roman, “The Book Thief”, 2005

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Stefan Zweig, „Sternstunden der Menschheit“, 476 Seiten     4,5
Vierzehn historische Miniaturen, erstmalig 1927
(mit damals nur fünf Miniaturen) erschienen

  • Kleine, erzählerische Berichte von besonderen Ereignissen aus den Annalen der Menschheitsgeschichte der letzten sechs Jahrhunderte

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Autoren H – P

Autoren A – G

Einleitung